|
THEATER.
Burgtheater. Die Ernennung
des Herrn Schlenther zum defini-
tiven Director des Burgtheaters
wurde durch folgende, in ominös
gewundenem Entlassungsstil abge-
fasste Verlautbarung der halbamt-
lichen »Wiener Abendpost« vom
23. Juni d. J. bekanntgegeben: »Die
k. und k. General-Intentanz der
k. k. Hoftheater hat dem artisti-
schen Director des Hofburgtheaters
Herrn Dr. Paul Schlenther nun-
mehr, nachdem beide Theile erklärt
haben, von dem bis 30. Juni d. J.
vorbehaltenen Kündigungsrechte
keinen Gebrauch machen zu wollen,
die den Wirkungskreis des artisti-
schen Directors regelnde Dienstes-
Instruction ertheilt.« — Das Pub-
licum feierte dieses Ereignis ausser-
halb des Theaters. Bei der ersten
definitiven Vorstellung — man gab
»Weh’ dem, der lügt!« in einer
Jahrzehnte alten Besetzung und
mit einem Trauergast, Herrn Pitt-
schau, als »Kattwald« — war das
Haus symptomatisch leer.
— i —.
Die Neugestaltung der
Schauspielschule am Conser-
vatorium. Seit Jahr und Tag
haben wir an dieser Stelle und in
anderen Blättern die veraltete
Lehrmethode an diesem Institute
einer abfälligen Kritik unterzogen
und es sohin mit Genugthuung
begrüsst, als im vorigen Sommer
von der Gesellschaft der Musik-
freunde die von uns geforderte
Reorganisation der Schauspielschule
in baldige Aussicht gestellt wurde.
|
Nun liegt uns ein diesbezügliches
Exposé vor. Leider enthält es
eigentlich gar nichts neues: Alles
was bisher geschehen ist, soll von
nun an mit mehr Nachdruck ge-
schehen. Das ist der Tenor der
»Reformvorschläge«. Die Schüler-
aufnahme, heisst es darin, wird
in Hinkunft nach eingehenderen
Vorprüfungen seitens der be-
treffenden Fachlehrer erfolgen.
Dieser »neue« Modus führt aber
wieder auf den Sitz des Übels,
auf die Unfähigkeit des »Fach«-
Lehrers zurück, schauspielerische
Veranlagung, die nicht in der Rich-
tung der alten Schablone liegt, in
einem jungen Geschöpfe zu ent-
decken. Was wird gemäss dem
Exposé im Lehrplane weiters mo-
dificiert? Wir lesen: »Bezüglich
des Lehrplanes, welcher in seinen
bisherigen Grundzügen anerkannt
werden muss, ist nur zu bemerken,
dass der Unterricht fortan ziel-
bewusst, das heisst stets in Hin-
blick auf den künftigen Schau-
spielerberuf des Schülers erfolgen
wird; das Hauptfach »mündlicher
Vortrag« muss eingehender als
bisher behandelt werden.« Ein
schläfriger Feuergeist spricht aus
diesen Worten. Wer soll daraus
klüger werden, als er es bisher
gewesen? Grausam wird dasjenige
verschwiegen, worauf es allein an-
kommt, wieso es nämlich geschah,
dass das unnatürliche Sprechen
der Zöglinge bisher solche Ver-
wüstungen anrichten konnte. Nicht
»eingehender« muss der mündliche
Vortrag behandelt werden, sondern
die Lehrmethode muss geändert
|