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Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 17, S. 642

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642 SCHIK.

leitern Erkenntnis oder Wagemuth mangelt, dann solche Bühnen-
werke, deren Aufführung anderen Theatern verwehrt ist. Ferner
gibt es heute moderne Stimmungsstücke, die in den Zuschauer-
räumen unserer Theater wirkungslos verhallen, während sie in
einem intimen Kreise all ihre stille Kunst ausstrahlen könnten.
So sehnen sich denn seit Jahren künstlerisch fein organisierte
Menschen nach einem intimen Theater.

Die Production in dieser Richtung soll nicht lahmgelegt
werden, sondern einstweilen eine Zufluchtsstätte finden, bis durch
die gereifte Darstellung moderner Schauspieler allmählich auch
intime Wirkungen auf ein grösseres Publicum ausgeübt werden
können.

Speciell für Wien hat eine »Freie Bühne« noch die Auf-
gabe, dem neuen Spielstil für classische wie für moderne Stücke
Bahn zu brechen.

Die »Wiener Freie Bühne« wird also die Ziele einer freien,
einer intimen und einer modernen Musterbühne verfolgen.

F. Schik.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 17, S. 642, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-02-17_n0642.html)