Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 21, S. 785

Um die Todte (Christomanos, Constantin)

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Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 21, S. 785

Text

Wiener Rundschau.


15. SEPTEMBER 1898.


UM DIE TODTE.

Es fauchte der Wind aus einer Höhle, und Sie
erstarrte. — — Es fauchte der Moder aus einem finsteren
Sterne, und Sie entblätterte »Sie!« — »Elisa-
beth
!« Gibt es heiligere Namen im Himmel oder auf
Erden, als »Sie« und »Elisabeth«. War sie nicht ge-
kommen von den entfernten Meeren, ein Wunder allen
Rosen der Gärten? O du, der heiligsten Blumenopfer
lichter Altar! (und alle Blumen, gehörten sie nicht mein?)
Ein Blitz fiel, und du versankest in den Abgrund — —
Höret! — er versank in der Vergangenheit unvergäng-
lichen Abgrund — — Psyche, Psyche! Die Blumen,
die deine Haare sind, deine Haare, die Veilchen und
Hyakinthen sind, irren auf den nächtlichen Wogen der
Trauer Psyche, Psyche! Du bist selbst Welle geworden
— wilde Woge nächtlicher Verzweiflung, taub den eigenen
Seufzern, die wie Lilien den Nächten deiner Brüste ent-
spriessen: Nie! nie! nie! — — Hört ihr, die gebrochenen
Lilienseufzer aus den Nachtbrüsten der Zukunft: Nie!
nie! nie wieder! — — —

O Stern der Schönheit, erloschen wie ein Traum, der
viel zu licht war

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 21, S. 785, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-02-21_n0785.html)