Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 21, S. 787

Um die Todte (Christomanos, Constantin)

Zum TEI/XML Dokument

Faksimile

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 21, S. 787

Text

UM DIE TODTE. 787

vom Himmel und schlagen auf den Grund meines Herzens, und
jede fallende Thräne klingt auf den Grund meines Herzens wie
auf gebrochenes Glas: Todt — todt — todt — todt — todt —
todt! — — Aber die Wellen und Winde klagen: Nie! nie!
nie! nie! nie! nie! Ah, Himmel und Erde, die ihr um mich
trauert! Mitleid der fernen, verzauberten Dinge. Heiligste Augen,
die ihr mich beweinet! Und jeder Thränentropfen überfliesst
auf dem Grunde meines Herzens zu einem See ohne Grenzen
ein jeder Thränentropfen, ein jeder, ein jeder Aber diese
Seen sind nicht Lethe; nicht Lethe können sie sein, weil Lethe
für mich nicht mehr ist — — Und in diesen überfliessenden
Seen, in den oberen und in den unteren, die alle Lethe nicht
sind, bist du untergetaucht, du meine Psyche, für ewig, für
ewig, für ewig — — — O grosse Astarte! Verschliesse du mit
deinen grünen Fingern mir die Lider, auf dass die schwarze
Sonne des Todes meine Träume nicht verschlinge — meine
zitternden Träume, die sich alle in meine Augenhimmel geflüchtet,
nicht versenge Astarte! Astarte — — —!

C. Christomanos .


Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 21, S. 787, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-02-21_n0787.html)