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zusammen gezimmert. Er zeigt in
seinem Wesen und in seinen
Werken, dass es jetzt deutsche
Literaten gibt, die ebenso dichten,
wie die deutschen Professoren
compilieren mit möglichst grossem,
kritischen Apparat und aus allen
Ecken zusammen getragenen Düf-
teleien. Der grosse, schaffende
Odem der Mutter Erde fehlt.
LITERATUR.
»Aus meinem Blute.« Ge-
dichte von Max Bruns. Minden,
Bruns’ Verlag. — Gedichte von
Paul Verlaine, übertragen von
Hans Kirchner, Halle, Otto
Hendel.
Von den hunderten Gedicht-
bänden, die der deutsche Bücher-
marktjährlich ausspeit, sind durch-
schnittlich kaum 5—10 lesbar,
aber nur 1—5 werthvoll und Kunst-
werke. Nehmen wir an, dass diese
Gedichte von Bruns zu den 5—10
lesbaren gehören, denn es zeigt
sich wenigstens ein aufrichtiges
Herz und eine, wenn auch nicht
grosse oder abnorme, so doch un-
verschmockte Seele. Aber ist das
genug?? Genügt dieses Fehlen von
allzuschlechten Eigenschaften, um
den massenweisen Druck von Ge-
dichten zu rechtfertigen! Wird
die »Nation der Lyriker«, die
Nation Goethes, Heines, Lenaus,
Dehmels, Stefan Georges dadurch
nicht compromittiert, dass auf ein
wahrhaft edles und eigenartiges
Gedicht, das jährlich erscheint,
2000 miserable oder imitierte
»Gedichte« kommen? — So wie
bei jedem Übel, so kann man auch
bei dem lyrischen eine gute Seite
finden. Durch das viele Verse-
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machen steigert sich die Über-
setzungsfähigkeit unserer »Lyriker«
auf das angenehmste. Wir erinnern
uns, von Bruns ausgezeichnete Über-
tragungen gelesen zu haben. —
Ein Herr Hans Kirchner hat in
der billigen und schönen Hendel-
ausgabe eine kleine Sammlung von
Verlaine-Gedichten versucht. Sie ist
vollkommen gelungen. Die Verse
sind glatt und wohlklingend. Der
Sinn folgt verständnisvoll dem
Original. Eine gescheite Charakte-
ristik Verlaines leitet die Samm-
lung ein.
m. m.
Von der Wiener Kritik.
Gerade jetzt, wo die jungen Schrift-
steller gar so hastig zum Theater
drängen, kann es nicht schaden,
wenn man von Zeit zu Zeit auf
jene Factoren einen Blick wirft,
die über Erfolg und Durchfall von
Premieren ein ziemlich entscheiden-
des Wort zu reden haben, die
Recensenten. Für heute stellen wir
Herrn Bernhard Buchbinder, den
Libretto-Dichter und Volksstück-
fabrikanten mit einem würdigen
Citat vor. Anlässlich einer Vor-
stellung im Raimund-Theater bot
Herr Buchbinder in einem kurzen
Referat folgende Stylblütensamm-
lung: »Fräulein Barsescu kam mit
einer unfertigen Darbietung. Die
ganze Leistung ein Stückwerk. (!)
Mit einem schweren Ton und tragi-
schen Gesten fasste sie diese hoch-
moderne Rolle an, stolzte auf
dem Kothurn herum, (!) decla-
mierte in den Zuschauerraum hinein.
Sie kam uns wie aus einer anderen
Theaterwelt. Später fand sie sich
etwas in Sardou
Herr Wirth,
ein Schauspieler, der etwas ver-
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