Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 24, S. 906

906 WOLFF.

Lisi. I küss’ d’ Hand, Fräul’n. Sie hab’n do a guat’s Herz.

Grete. Haben Sie die Champagnergläser ausgewaschen?

Lisi. Uj, nobel!

Grete (wiederholend). Ob Sie die Champagnergläser ausgewaschen
haben, frag’ ich.

Lisi. Ja, ja. Herrgott, i freu’ mi auf den Schampus! (Aus der
Küche wird »Lisi« gerufen.)

Grete. Die Mama ruft.

Lisi (schreiend). I kumm’ scho’. (Zu Grete.) A Glaserl krieg’ i do a,
Fräul’n?

Grete. Ja, ja, geh’n ’s nur zur Mama.

2. Scene.

Grete, Rosa.

Rosa (kleines, dickes Mädchen kommt herein, ganz roth im Gesicht).
Du, Grete, ich bring’ den Gürtel nicht zu. Ich bitt’ Dich, hilf mir.

Grete (schliesst mit einiger Anstrengung den Gürtel). Weisst Du,
Du wirst dick!

Rosa. Und Du wirst mit jedem Tag schlanker.

Grete (gemüthlich). Geh’, reg’ Dich nicht auf, Du bist ohnehin
ganz roth im Gesicht.

Rosa. Und übrigens ist das Mieder Schuld daran.

Grete. Aber ja, wozu so viel Worte?

Rosa. Und das Kleid ist auch schon drei Jahre alt.

Grete. Es sieht aber noch ganz gut aus.

Rosa. Ach was, schäbig sieht es aus.

Grete. O nein, es schaut so zutraulich aus, so einfach, so
angenehm sentimental.

Rosa (geschmeichelt). Geh’, hör’ auf.

3. Scene.

Frau Klein, Grete, Rosa.

Frau Klein (kommt pustend und schwitzend aus der Küche). Ach
Gott, ach Gott, lieber zehn Buben als ein Mädel. Was man da für
Scherereien hat! Es ist wirklich ein Malheur.

Rosa (verdriesslich). Ja, ja, wir wissen schon. Gott hat Dich ge-
straft, Du bist die unglücklichste Frau von der Welt.

Frau Klein (verweisend). Sei nicht keck!

Grete. Wie Du aussiehst, Mama!

Frau Klein. Diese verdammte Kocherei! Alles muss ich machen,
die Lisi kann nichts, und die gnädigen Fräulein wollen sich nicht die
Hände verderben.

Rosa. Das wird ja jetzt alles ein Ende haben.

Frau Klein. Na, hoffentlich.

Grete. Du kannst doch schon die Schürze ablegen, Mama.
(Löst die Schürze.)