Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 24, S. 911

Die Mondscheinsonate (Wolff, Ludwig)

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Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 24, S. 911

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DIE MONDSCHEINSONATE. 911

Stransky. Wollen Sie unseren Bund segnen, Frau Klein?

Frau Klein (gerührt). Machen Sie mein Kind glücklich, Armin,
wie es Sie glücklich machen wird. Rosa ist ein gutes, braves Kind —

Rosa (verschämt). O, Mama!

Frau Klein (entschieden). — Ein gutes, braves Kind, sage ich,
das alles Glück verdient.

Stransky (überzeugend). Es wird das Streben meines ganzen
Lebens sein, ihr das Glück zu verschaffen, das sie verdient, Frau
Klein. Das schwöre ich Ihnen bei allem, was mir heilig ist.

Frau Klein (zerfliessend). Ich glaube Ihnen, Armin.

8. Scene.

Die Vorigen. — Isidor und Grete.

Isidor (parodierend). Du kannst mich zum glücklichsten aller
Sterblichen machen, liebste Tante, wenn Du mir die Hand des schönsten
Mädchens unter der Sonne —

Grete (verlegen und unwillig). Aber Isidor!

Isidor (fortfahrend). — Anvertrauen wolltest.

Frau Klein (überwältigt). O, das ist zu viel. Grete, Isidor,
wirklich? wirklich?

Grete und Isidor (nicken mit den Köpfen).

Frau Klein. Seid glücklich, meine Kinder, seid glücklich.

Isidor (auf Stransky zugehend). Ich habe die Ehre, Herr Stransky.

Stransky. Guten Abend, Herr Klein.

Frau Klein (glücklich). Aber seid doch nicht so förmlich, Ihr
müsst Bruderschaft trinken, Ihr werdet ja Schwäger.

Isidor (Stransky überrascht ansehend und ihm nochmals herzlich die
Hand schüttelnd). Ich gratuliere, Armin.

Stransky. Danke, Isidor.

Lisi (steckt den Kopf zur Thür herein). Darf i auftrag’n, gnä’ Frau?

Frau Klein (sich besinnend). Noch nicht. (Isidor macht ein ent-
muthigtes Gesicht. Lisi ab.) Ich habe noch mit Ihnen zu sprechen, lieber
Armin.

Stransky. Bitte, liebe Mama.

Frau Klein (zu den Töchtern und zu Isidor). Nicht wahr, Kinder,
Ihr lasst uns einen Augenblick allein?

Grete und Rosa. Aber ja, Mama. (Grete, Rosa und Isidor ab.)

9. Scene.

Frau Klein. Stransky.

Frau Klein. Nämlich, ich muss ja noch über einige Details mit
Ihnen reden. Bitte setzen Sie sich.

Stransky (Platz nehmend). Ich danke schön.

Frau Klein. Wie Sie wissen, hat mein gottseliger Mann den
beiden Mädchen Geld hinterlassen.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 24, S. 911, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-02-24_n0911.html)