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waren, um die Fensteröffnungen zu
schmücken, die eigentlich mehr nützlich
als schön sind.
Und dann die Sammetblumen mit
ihrem Uniformkleide, die unentbehrlich
sind, weil sie nahezu allein die doch noth-
wendige gelbe Farbe aufbringen.
Und die Dahlien, die Aristokraten,
welche in kalten und nassen Sommern
mit ihrem dunklen Laub bis in die erste
Frostnacht trotzen konnten, wo sie mit
ihren unausgeschlagenen Knospen starben.
Doch, wenn sie blühten, dann war es wie
die Musik einer Zigeunerkapelle, mitunter
schneidend, aber wild und prächtig.
Und zuletzt der Nachtrab der Immor-
tellen in schwachen bescheidenen, bleichen
Tönen, wie die Herbstsonne, die durch
die Octobernächte abgehärtet wurde, um
schliesslich auf Baumwolle zwischen den
Doppelfenstern überwintern zu können!
Da war Farbe, Licht, Lebensfreude
im Garten, und man wurde froh, wenn
man ihn ansah!
Wie ist es jetzt mit der hübschen
Kunst bestellt, die auf einen kleinen Fleck
aus verschiedenen Ländern und Luftstrichen
alles zusammenführen wollte, was das von
Herbstschmutz und Winterschnee ermüdete
Auge erfreuen kann? Sobald der Sommer
da ist und die Büsche des Gartens aus-
schlagen sollen, bekommt man, statt sich
an den herrlichen Blumenrispen der Sy-
ringe und der weissgrünen Brauttracht
des Jasmins erfreuen zu können, den
Eschen-Ahorn (Acer negundo) zu sehen,
wie er sein blassgelbes Laubwerk ent-
faltet, als ob der Herbst mit einem Male
im Frühling käme; und nicht genug,
seine Spielart mit weissen Blättern sieht
aus, als wäre sie mit Salzsäure bespritzt!
Es ist möglich, dass es conservativ ist,
die Bäume grün sehen zu wollen, doch ich
kann mir nicht helfen, dass ich den
Eschen-Ahorn verabscheue, wie einen
modernen Kränkling, der mit seiner Bleich-
sucht kokettiert!
Und dann, was trägt man hinaus
auf die Rabatten? Blattgewächse, die
nicht blühen dürfen. Blattgewächse mit
rothen und gelben Blättern, wie man sie
in Ermangelung eines Besseren im Herbst
bei dem sterbenden Ahorn oder dem
wilden Wein ertragen kann. Und sobald
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eine arme Blütenknospe aus diesem Herbst-
laub aufzuspriessen droht, so kommt der
Blütenhasser und schneidet sie ab. Rings
um diese Scheusslichkeiten, welche den
schauerlichen Namen Coleus tragen und
aussehen, als wenn sie die Liebhaberrolle
in einem Schwefelsäuredrama gespielt
hätten, legt man eine Garnierung des
biersuppengelben Chrysanthenum oder der
beinahe weissen Mesembryanthemumart;
die beide an eine Champignoncultur in
Kellern oder unterirdischen Höhlen erinnern,
oder an den blassen Sellerie unter Blumen-
töpfen oder an Kammerpflanzen, die un-
verständige Mädchen zu Tode begossen
haben. Bekommt man jetzt ein Amaran-
thus melancholicus dazu, welcher aussieht,
als käme er vom Kupferschmied, oder
eine Agave vom Blechschmied, dann wird
man froh! So froh, dass man, wenn
Ricinus, der Wunderbaum der im Kata-
loge während des Sommers drei Ellen
wächst, gegen Ende September das vierte
Blatt auf fusshohem Stamme ansetzt, und
die Maisstaude im October ihren Kolben
vorweist, eine unwiderstehliche Lust fühlt,
sich aus der unentbehrlichen Hanfstaude
mit ihrem düsteren Selbstmordgrün einen
guten Strick zu drehen. Besitzt man noch
eine Auswahl der theueren Unkraute
Echinops Acanthus Gunnera und anderer
ihresgleichen, um sich daran zu freuen,
dann hat man Lebensfreude für sein Geld
gehabt!
Herbst. Disteln, Unkraut in seinen
Garten einzuschleppen und nicht eine Blüte
zu sehen zu bekommen, das ist schlimmer
als geschorener Buxbaum und spalierte
Linden! Doch am schlimmsten ist wohl
noch die Eispflanze, die in den Hundstagen
die Illusion von Schnee und Reiffrost gibt.
Wer hat diese Scheusslichkeiten er-
funden? Ein Blumenhasser? Ein ehrgeiziger
Gärtner, der um jeden Preis etwas neues
machen wollte? Und wie konnte die pessi-
mistische Richtung Einfluss gewinnen?
Lag ein Bedürfnis nach Selbstquälerei im
Zeitgeist, oder kam die Mode auf, war
es die Majorität, welche die Besten lahm
schlug und die steifsten Nacken zwang
sich zu beugen? Wer weiss das! Es wehen
so manche Winde und ein Theil geht
schnell vorüber? So ist es auch hiermit
geschehen, und ich habe mit Freude den
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