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vember 1838 in Donauwörth geboren. Schon
früh regte sich in ihm die mystische Natur,
und er beschloss, Alchymist zu werden.
Zu diesem Zwecke widmete er sich anfangs
dem Apothekerfache, dann der Medicin.
Nach Beendigung seiner Studien machte
er eine Vergnügungsreise nach Paris.
Von da fuhr er, um das Meer zu sehen,
nach Havre, mit der Absicht, am andern
Tage nach Paris zurückzukehren. Aber
das Schicksal hatte es anders bestimmt.
Es wurde ihm nämlich zufällig die Stelle
eines Schiffsarztes auf einem amerikanischen
Paketboote angeboten, die er, kurz ent-
schlossen, aus Lust an Abenteuern an-
nahm, nicht ahnend, dass sich sein Besuch
in Amerika auf 18 Jahre ausdehnen würde.
Ein altes, russisches Buch über
Astrologie behauptet, dass Personen, die
am 22. November geboren sind, ihr
Leben lang keinen festen Wohnsitz haben
werden. Mit Hartmann scheint sich
dies zu bewahrheiten. Der Drang, die
Welt kennen zu lernen, führte ihn nach
den verschiedensten Orten Amerikas:
Texas, Mexiko, zu den Indianern; überall
hatte er die seltsamsten Abenteuer, aber
er blieb nirgends lange. Sein wanderndes
Leben hat viel Ähnlichkeit mit dem des
grossen Paracelsus. Er erkannte nach und
nach — wie jener — die grossen Welt-
räthsel. Er sah, dass die Wahrheit früher
von den grossen Dichtern ergriffen wird,
als von den Männern der kalten Wissen-
schaft. »Die Poesie leuchtet voran, die
Wissenschaft hinkt nach. Eine Wissen-
schaft oder Philosophie ohne Poesie hat
keinen Geschmack.«
Vor allem studierte er den Spiritismus
an der Quelle. Es gibt wohl keinen
zweiten Menschen, der solche praktische
Erfahrung auf diesem Gebiete hat, wie
er. Er durchschaute aber auch die wahre
Natur desselben und wandte sich daher
bald davon ab, um tiefer in den »Spiritualis-
mus«, die Geisterreligion einzudringen.
Der Spiritismus hat nach ihm den Zweck,
den blinden Materialisten, der alles ab-
leugnet, was er nicht mit Händen greifen
kann, darauf hinzuweisen, dass sein
Grössenwahn eine Täuschung ist und dass
er noch lange nicht alles weiss. Er dient
dazu, seinen Eigendünkel zu dämpfen und
ihm begreiflich zu machen, dass Shakespeare
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Recht hat, wenn er sagt, dass es zwischen
Himmel und Erde Dinge gibt, von denen
sich unsere Schulweisheit nichts träumen
lässt. Freilich ist der Spiritismus, solange
er nicht verstanden wird, ein gefährliches
Ding und man thut am besten, sich nicht
mit ihm einzulassen.
Eine geistige Revolution brachte in
ihm die Lectüre des grossen Werkes der
Frau H. P. Blavatsky hervor, das den
Titel »Isis Unveiled« (Die entschleierte
Isis) führt. Die Russin lebte in Indien,
nachdem sie sich ebenfalls jahrelang schein-
bar planlos in der Welt herumgetrieben
hatte. Sie hatte dann im Jahre 1875 zu
New-York die Theosophische Gesellschaft
ins Leben gerufen, als deren Secretärin
sie dann in Adyar bei Madras lebte. Hart-
mann beschloss, sie aufzusuchen. Über
die theosophische Bewegung aber urtheilt
er folgendermassen: »Wie das Wasser
sich überall dorthin ergiesst, wo Canäle
vorhanden sind, in die es seinen Weg
finden kann, so ergiesst sich das durch
die göttliche Weisheit, welche die Summe
der höchsten Intelligenzen im Weltall ist,
verbreitete Licht in alle Herzen, in denen
es keinen unüberwindlichen Widerstand
findet. Es dringt in alle Kirchen und
Systeme ein und bringt überall, wenn auch
langsam, immer mehr Aufklärung. Der
Geist der Weisheit ist deshalb kein Monopol
im Besitze irgend einer Gesellschaft, sondern
die treibende Kraft derjenigen Bewegung,
die sich jetzt über die ganze Erde
verbreitet und sich in allen Zweigen der
Wissenschaft, Kunst und in socialen Ver-
hältnissen geltend macht, und man kann
diese Bewegung mit Recht eine »theo-
sophische« nennen, weil ihr die Erkennt-
nis der Wahrheit zugrunde liegt; wenn
diese Erkenntnis auch noch nicht überall
zum Bewusstsein gekommen ist, sondern
nur wie ein dunkles Gefühl in den
Menschenherzen empfunden wird. Die
»Theosophische Gesellschaft« aber wurde
von H. P. Blavatsky ins Dasein gerufen,
um ein kraftausstrahlendes Centrum dieser
Bewegung zu sein.«
Ich will über den merkwürdigen
Aufenthalt Hartmanns im Lande der
Wunder hier nichts berichten. Für den
Theosophen, der sich mit der Person der
Blavatsky beschäftigt hat, will ich nur
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