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Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 17, S. 409

Text

MAETERLINCK: BLAUBART UND ARIANE.

DIE AMME:

Flieht nicht Lauft nicht so! Die Thore sind zu. Wohin wollt Ihr?
Bleibt hier und wartet

SÉLYSETTE
(an einem der Fenster):

Da ist die Carosse, die grosse Carosse. Sie hält an

(Alle beugen sich zu den Gitterfenstern hinaus und starren in die Nacht.)

MELISANDE:

Er steigt aus. Ich erkenne ihn wieder Er macht zornige Geberden

SÉLYSETTE:

Seine Schwarzen sind um ihn

MELISANDE:

Sie haben blosse Schwerter, die im Mondlicht glänzen.

SÉLYSETTE
(flüchtet sich an Arianes Brust):

Ariane, Ariane, ich fürchte mich so

DIE AMME:

Da kommen die Bauern hervor. Es sind welche, es sind welche! Sie
haben Sensen und Gabeln.

SÉLYSETTE:

Sie beginnen zu kämpfen.

MELISANDE:

Sie schlagen sich.

(Getöse, Geschrei, Toben, Flüche, Waffenlärm in der Ferne.)

YGRAINE:

Einer der Mohren ist gefallen!

DIE AMME:

Oh, die Bauern sind furchtbar Das ganze Dorf ist’s Sie haben
riesige Gabeln

MELISANDE:

Die Mohren lassen ihn im Stich Seht nur, seht nur, sie fliehen, sie
bergen sich im Holze

YGRAINE:

Nun flieht er auch Wie er läuft! Bald ist er an der Aussen-
mauer.

DIE AMME:

Die Bauern verfolgen ihn.

SÉLYSETTE:

Sie wollen ihn tödten!

DIE AMME:

Jetzt bekommt er Hilfe Die Wache hat das Aussenthor aufgemacht
Sie eilt ihm entgegen

MELISANDE:

Einer, zwei, drei vier, fünf sechs und sieben Es sind nur
sieben

DIE AMME:

Die Bauern umringen sie. Sie sind zu Hunderten.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 17, S. 409, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-03-02-17_n0409.html)