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Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 24, S. 563

Text

VERLAINE: ZWEI GEDICHTE. II.

Der Ton des Waldhorns wehklagt bis ins Thal,
Als riefe ein verwaistes Herz darin,
Und stirbt am Fuss des Hügels schmerzlich hin
Vom Windstoss aufgefangen jedesmal.

Des Wolfes Seele weint in dieser Qual,
Die sich zum Himmel hebt, wo zu Beginn
Des Winters nun wie ein verträumter Sinn
Die Sonne sinkt, erdabgewandt und fahl.

Damit gedämpfter klinge jenes Weh,
Fällt langsam, wie ein weicher Vorhang, Schnee,
Dahinter matter Glanz verdämmernd liegt.

Und wie ein Seufzer wird die Luft zuletzt,
Es hat so lau der Abend sie benetzt,
In den ein stilles Dorf sich schläfrig schmiegt.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 3, Bd. 2, Nr. 24, S. 563, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-03-02-24_n0563.html)