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Satze ihrer Honorare. Diese Combination
ist sehr vorteilhaft für den Schriftsteller;
sie verbreitet das Werk in einem Leser-
kreise, der sich dem des Bandes zuge-
sellt; auch hindert sie durchaus nicht
den Verkauf des Buches. Doch diese
Einnahmequelle ist sehr schwer zugäng-
lich. Es gibt in Paris sieben bis acht
bedeutende Revuen; jede kann höchstens
drei bis vier Romane jährlich veröffent-
lichen. Dabei muss man noch ein oder
zwei halbmonatliche Revuen streichen,
die auf Actualität angewiesen sind und
keine Romane veröffentlichen, die sie ja nur
belasten würden. Zählen wir also — hoch-
gegriffen — auf 25 Bände, die unter dieser
Form veröffentlicht werden, und ein ein-
facher Vergleich zwischen dieser Zahl
und der Zahl der in der Saison er-
scheinenden Romane wird dem Publicum
zeigen, dass die Schriftsteller hierin noch
keine unerschöpfliche Einnahmequelle be-
sitzen. Für die glücklichen Gewinner
dieses ungeheuren Wettbewerbes kann
ein Roman im Feuilleton einer Revue
1500—3500 oder 4000 Francs höchstens
tragen, wenn man einen sehr hohen
Preis annimmt. Da ein Roman im Durch-
schnitt 150—170 Seiten einer Revue
ausmacht, und der Preis einer Seite
10—25 Francs beträgt, so ist die Zahl
von 4000 Francs schon hochgegriffen.
Ich halte mich absichtlich an die
gewöhnlichen Bedingungen eines Schrift-
stellers. Ich stelle ihn weder als Debü-
tanten noch als Unbekannten hin, denn
man muss schon bekannt sein und einige
Jahre Beziehungen und Arbeit zählen,
um sich die Veröffentlichung eines unter den
25 Romanen, die Paris jährlich in Revuen
herausbringt, verschaffen zu können. Ich
nehme ihn auch nicht als berühmt an,
denn es ist klar, dass der wahnsinnige
Erfolg eines Werkes alle Combinationen
umstösst und Vermögen schafft. Die
Arbeit eines intellectuellen Wesens lässt
sich zwar nicht genau in Zahlen aus-
drücken, aber trotzdem gibt es eine mo-
ralische und normale Grenze, die Jeder
ehrlicher Weise festsetzen kann. Ich werde
auf diese Idee und alle ernsten Conse-
quenzen, die sie begleiten, noch zurück-
kommen. Für den Augenblick nehme ich
also nur einen Schriftsteller an, der schon
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sehr ehrenhaft eingeführt ist, fast überall,
wo er sich vorstellt, offene Thüren findet,
und sich, wenn auch nicht der lärmenden
Vortheile der Reclame, so doch wenigstens
der Hochachtung seiner Collegen, eines
sich für seine Bücher interessierenden
und sie erwartenden Publicums, einer
selbst in den streng literarischen Milieus
des Auslandes verbreiteten Hochachtung
erfreut. Und ich übergehe auch die viel-
fachen Schwierigkeiten, die überwunden
werden müssen, um einen unbekannten
Anfänger auf einen solchen Grad zu
bringen. Die Beschäftigung mit diesen
Punkten würde uns zu weit führen.
Man muss zu diesen obenerwähnten
Einnahmen noch die der kritischen Essais
und Studien hinzufügen, die ein Schrift-
steller in den Revuen veröffentlichen kann.
Ich nehme an, dass er dies imstande ist,
denn nicht alle sind dazu fähig, und es
gibt ganz ausgezeichnete Köpfe, denen
es unmöglich ist, selbst einen sehr ernst-
haften Artikel zu schreiben; doch ich
fahre fort, einen Durchschnittstypus des
Schriftstellers anzunehmen. Da die Revuen
monatlich oder halbmonatlich erscheinen,
so können die monatlichen, angenommen,
dass ein Schriftsteller an sechs Revuen
mitarbeitet, seinen Namen nicht ohne
einen Zwischenraum von drei Nummern,
d. h. viermal im Jahre, wiederkehren
lassen; die halbmonatlichen können bis
höchstens sechsmal hinaufgehen, und dann
muss der Autor über eine Reihe beim
Publicum beliebter Sujets verfügen, sich
an die Actualität halten und ein bedeu-
tender Polygraph sein. Mit drei monat-
lichen und drei halbmonatlichen Revuen
erzielt man die Zahl von 30 Artikeln
jährlich. Diese Artikel werden von den
Pariser Zeitungen nach dem Seitensystem
von 10—25 Francs pro Seite bezahlt.
Jeder Artikel kann einen Durchschnitt
von 20 Seiten umfassen und ein Durch-
schnittshonorar von 250 Francs einbringen.
Die dreissig Artikel bringen also eine
Gesammteinnahme von 7500 Francs,
wozu noch die 3500 Francs für den
Roman kommen; das macht alles in
allem 11.000 Francs. Diese Summe aber
stimmt nicht, denn ich glaube nicht, dass
es in Paris einen Autor gibt, der 30 mal
im Index der Revuen figuriert. Dazu ge-
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