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Einer der hervorragendsten Forscher
auf dem Gebiete des Magnetismus war
der Doctor der Philosophie und Medicin
Franz Anton Mesmer (1734—1815). Der-
selbe trat bereits in seiner im Jahre 1766
zur Promotion an der Wiener Univer-
sität verfassten Dissertation »De influxu
planetarum in corpus humanum« für den
Magnetismus ein und stellte diesbezüglich
folgende Sätze auf:*
»Ich gründe die Theorie auf die durch
Erfahrungen bestätigten Grundsätze der
allgemeinen Attraction. Ein Planet wirkt
auf den anderen in seiner Laufbahn; Mond
und Sonne wirken für unsere Erde Ebbe
und Flut. Die Weltkörper wirken auch
auf die Bestandtheile lebender Körper,
besonders auf das Nervensystem, vermittels
eines alldurchdringenden Fluidums. Dieser
Einfluss lässt sich genauer bestimmen, indem
er die Eigenschaften der Materie und der
organischen Körper bald verstärkt, bald
schwächt, z. B. Schwere, Elasticität, Reiz-
barkeit, Elektricität, Zusammenhang. Ich
behaupte, dass auch im thierischen Körper
eine Art von Ebbe und Flut stattfindet,
und nenne diesen Einfluss deshalb thie-
rischen Magnetismus. Aus ihm erkläre ich
überhaupt alle periodischen Veränderungen,
welche die Ärzte der ganzen Welt von
jeher bei Krankheiten beobachtet haben.«
Mesmer begann seine magnetischen
Experimente mit dem Mineral-Magneten
und den aus deren Zusammensetzung ent-
standenen Baquets, die einer seiner Lehrer,
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der Pater Hell in Wien, mit großem Er-
folge anwandte. Durch Zufall wurde er
später veranlasst, das Streichverfahren
mit den Händen allein zu probieren.
Seine Erfahrungen publicierte er im Jahre
1775 in der Schrift »Schreiben an einen
auswärtigen Arzt über die Magnetcur«.
Von der Atomistik ausgehend, bildete er
sich allmählich folgendes System zur Er-
klärung der allgemeinen magnetischen
Kräfte:**
Die von Gott geschaffenen Atome setzen
sich in Bewegung und ziehen sich all-
mählich an. Sie verbinden sich je nach
der Wirksamkeit der zwischen ihnen
wogenden feinen Stoffe mit- und unter-
einander. Durch letztere wird auch die
Polarität begründet. Materie und Bewegung
sind die ersten Bedingungen der Welt.
Die Bewegung manifestiert sich verschieden-
artig, z. B. als Luft, Ton u. s. w. Der
Magnetismus ist nicht nur die Kraft, die
als Flutstrom zwischen den einzelnen Ge-
stirnen regulierend wirkt, sondern auch
die den belebten Körpern innewohnende
Kraft, die eine wellenartige Bewegung hat.
Der magnetische Flutstrom ist das eigent-
liche Agens der Körper; da er in allen
ist, so wird durch Anregung eine „In-
fluenz“ (Wechselwirkung) herbeigeführt,
die entweder kräftigend oder schwächend
auf den kranken Körper einwirken kann;
ist letzteres der Fall, so entstehen die
magnetischen »Krisen«. Indem der magne-
tische Strom durch die Nerven geht, wird
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