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Die Deine heiße — — Nun, Du weißt
nicht mehr
Von mir und meiner Seele Heimlichkeiten,
Hast solches Wissen auch noch nie be-
gehrt —
Es ist ja gleich, der Tag ist nun vorbei,
So sagtest Du vorhin, es lohnt sich nicht,
Am Abend noch vom Morgenwind zu
sprechen.
FERRAND:
Es lohnt sich nicht? Was lohnt sich nicht,
Mareen?
Was weiß ich nicht? Du sprichst so wie
im Traume.
MAREEN:
Vergib mir, seltsam muss ich Dir wohl
scheinen,
Ich komme selber mir verwandelt vor,
Doch kränkt es mich, dass ich in Deinen
Augen
Das nicht besitze, was doch für die Frau
Dasselbe ist, wie Duft für rothe Rosen.
Wenn Du in einem wohlverschlossnen
Garten
Siehst Sommerblumen leuchten und zu fern
Doch bist, um wirklich ihren Duft zu fühlen,
Sagst Du dann auch: die Blumen duften
nicht?
Sie duften Dir nicht, doch vielleicht dem
Andern,
Der näher stand, so nah, dass er die Blüten
Berühren konnte, ihre weichen, warmen
Kelchblätter fühlte, der — Was hast Du
denn?
Wie Du mich anblickst, Du bist blass und
zitterst!
FERRAND:
Dem Andern also, Dem, der näher stand,
Dem duften sie! — — — — Wann stand
er denn so nahe,
Mareen; steht er vielleicht noch jetzt im
Garten,
Der nur für den Besitzer scheint ver-
schlossen?
MAREEN:
Du Thor, so wie ein unverständ’ges Kind
Den Tisch, an den es sich gestoßen, schlägt,
So schiltst Du mich. Eins müsstest Du
doch wissen:
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Dass, wenn Das, was ich unvorsicht’gerweise
Aus meinen Worten Dich errathen ließ,
Und das — ich leugne nicht — die Wahrheit
ist,
Dass, wenn Das mir nicht ferner als der
Stern,
Der dort am dunklen Abendhimmel glänzt,
Ich lieber mir die Zunge abgebissen,
Mit bloßen Füßen lieber fortgelaufen,
Als nur ein Wort davon zu Dir zu sprechen —
Was Dir in meinem Leben fremd, geschah
In jener Zeit, da ich selbst Deinen Namen
Nicht kannte, da ich, noch ein halbes Kind,
Heißhungrig vor dem Thor des Lebens
stand
Und nach ein wenig Glück die Hände
streckte —
FERRAND:
Es wurde Dir?
MAREEN:
So wie uns alles wird,
Was wir ersehnen — —
FERRAND:
Sag mir, Mareen, Du hast seit jener Zeit
Ihn nie gesehn?
MAREEN:
Niemals, wir waren Kinder,
Da wir uns kannten, wenig älter er
Als ich, und einen kurzen Sommer nur
Beisammen. — So wie er die Frühlingsluft,
Die milde, athmete, den Duft der Blumen
Genoss, und von der Vögel Liebeslied
Und Windesrauschen sich in Schlaf ließ
singen,
So nahm er auch mein Herz, so absichtslos,
Gedankenlos, fast ohne es zu merken.
Und ich war selig wie die holde Braut
Des Hohen Liedes, stolz auf meine Jugend,
Die unberührte, die ich ihm zu Füßen
Mit meiner Liebe legte, ein Geschenk,
Das königlich und meiner würdig war.
Und als ich mich so ganz ihm hingegeben
Und meine Seele sich vor ihm verneigte,
Wie man die Könige des Lebens grüßt,
Da zog er wie ein wilder Wandervogel
Davon, ohn’ nur den Blick zurück zu wenden.
FERRAND:
Und dann?
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