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wie das Auge; denn sehen kann der Hund
die Ausstrahlungen nicht, ebenso wie wir
schlechte Gase in einer Stube nicht sehen,
wohl aber riechen können. Wenn aber
unser Hund unsere Spur unter anderen
Spuren herausfindet, so müssen an ihr
doch Atome haften, die uns eigentümlich
sind und den Hund an uns erinnern. Und
in der That, ein jeder kann doch nichts
anderes ausströmen, als was er in sich
hat; der Kranke kann nur solche Krank-
heitsstoffe ausstrahlen, mit denen er be-
haftet ist, während bei einem gesunden
Menschen die Ausstrahlung gesunder Stoffe
vorherrschen muss. Von welch rapider
Intensität aber eine solche Ausstrahlung sein
muss, geht besonders daraus hervor, dass
das flüchtigste Wild, im rasendsten Laufe,
mit dem leichtbeschwingten Hufe im
Bruchtheilchen einer Secunde das Waldes-
moos berührend, soviel Atome seiner
Bestandteile ausstrahlt, dass der Spür-
hund diese Spur noch nach Stunden riecht
und der Fährte folgt. Hier haben wir es
wahrscheinlich mit jener Ur-Strahlung zu
thun, die, wie die Wissenschaft lehrt,
jeden Körper unsichtbar durchströmt —
und diese Strömung, durch die Körper
fahrend, wird nun innerhalb der Körper-
wände nach den Gesetzen der Reflexion
solange hin- und hergeworfen, bis ein
Strahl rechtwinkelig auf eine Fläche trifft
und so ungebrochen hinausschießt. Diese
Strahlung reißt nun auf ihrer Flucht
durch und aus dem Körper von allen
Bestandteilen desselben kleine Materien
mit hinaus und setzt vorher aufgenommene
in dem verlassenen Körper ab. Selbstver-
ständlich muss diese mechanische Strahlung
von jenen Stoffen am meisten mit sich
herausreißen, von denen ein Körper am
meisten besitzt; dies setzt dann die
Strahlung wieder in dem nächstdurch-
strömten Körper ab — und darauf wird
die Ansteckung beruhen, die wir manchen
Krankheiten zuschreiben.
Wenn diese unsichtbare Strahlung
alle unsere Körpertheile rechtwinkelig träfe,
würde sie uns geradlinig durchfluten; da
dies bei unserer Bauart aber nicht der
Fall sein kann, wird sie in uns hin- und
hergeworfen und strahlt so nach allen
Seiten aus, wo sie gerade auf einen rechten
Winkel trifft. Da dieses Hin- und Her-
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werfen der Strahlung in länglichen Körpern,
wie z. B. in unseren Beinen, Armen, dem
Rumpfe, ähnlich vor sich geht wie der
Lauf der elektrischen Welle, die durch
den Draht fährt, so sammeln sich diese
Strahlungswellen da an, wo der längliche
Körper ein Ende hat und strömen also
dort am intensivsten aus, z. B. an den
Zehen, an den Fingern, am Kopfe, aus
der Nase, der Zungenspitze, den Ohren,
den Brüsten des Weibes (wo der Säugling
seine erste Nahrung finden soll), und so
findet auch ein Hund einen versteckten
Gegenstand, den wir mit den Händen
angefasst haben, oder ein Taschentuch,
eine Kopfbedeckung u. s. w. Alles trägt
Spuren von uns.
Es steht somit außer allem Zweifel,
dass wir fortwährend Theile, Molecüle,
Atome von uns an die Umgebung ab-
geben, dafür aber auch Theile von unserer
Umgebung aufnehmen. Wenn nun un-
längst in einem Hospital in Bayern die
Beobachtung gemacht wurde, dass die
Barmherzigen Schwestern nach mehreren
Jahren selbst krank und elend wurden, so
ist das darauf zurückzuführen, dass sie
nicht nur Krankheitsstoffe aufnahmen,
sondern auch Gesundheitsstoffe umso-
mehr abgaben, je näher und öfter sie
mit den Kranken durch Berührung mit
den Händen zusammenkamen. Gerade an
den Händen, weil sie die Endspitzen der
Arme sind, tauschen sich die Stoffe am
intensivsten aus, denn dort sammeln sie
sich. Daher die Heilungen durch Hand-
auflegen schon im Alterthum.
Vor einiger Zeit gieng die Nachricht
durch die Tagespresse, dass man Wieder-
belebungsversuche Ertrunkener mit Erfolg
anstellte, indem man dem scheinbar Leb-
losen die Zunge aus dem Munde hervor-
zog und im Tempo des Athemholens hin-
und herzog. Da nun dieses Hin- und
Herziehen oft solange dauerte, dass der
Ziehende ermüdete, construierte ein Tech-
niker eine Maschine, die dieses Tempo-
ziehen besorgen soll. Das ist verlorene
Liebesmüh’, denn es kommt — meine
ich — keineswegs auf das Ziehen an,
sondern darauf, dass die warmen, Lebens-
kraft
ausstrahlenden Finger die er-
starrte Zungenspitze berühren, um Lebens-
kraft zu übertragen.
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