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Es ist auch bekannt, dass Mütter durch
Küsse ihre »todten« Kinder ins Leben
zurückriefen, weil eben auch der warme
Hauch, als Verlängerung der Zungen-
Ausstrahlung, belebend wirkt. Lehrer
sollen häufig deshalb hohe Altersstufen
erreichen, weil sie in den jugendlichen
Ausstrahlungen der Kinder einen großen
Theil des Tages zubringen. — Was hier
die Kinder gutmachen an ihrem Lehrer,
das macht vielleicht dessen Arbeits-Über-
bürdung und allzu magere Dotierung
wieder schlecht, so dass viele Lehrer doch
nicht alt werden.
In Goethes Sprüchen in Prosa findet
sich der Ausspruch:
Einem alten Manne verdachte man,
dass er soviel mit jungen Frauenzimmern
verkehrte; »es ist,« entgegnete er, »das
einzige Mittel, sich zu verjüngen, und das
will doch jedermann!«
Medicinalrath Cohausen berichtet
von dem Mädchenlehrer Hermippus, dass
er sein Leben auf 115 Jahre 5 Tage ge-
bracht habe, und dies durch eine besondere
und vorher nie gehörte Methode, nämlich
durch das Angehauchtwerden durch junge
Mädchen. Weiter sagt Cohausen: »Die
keusche und schöne Jungfrau Abisach
von Sunem hat im Schoße des Königs
David schlafen müssen, um ihm Wärme
zuzuführen.« Wir wissen aus der Sanctorii
Statica, dass die Schlafenden starke Aus-
dünstungen haben, und dass nicht allein
die Kranken den Gesunden, sondern auch
die Gesunden den Kranken, wenn sie bei-
sammen schlafen, ihre Leibesbeschaffenheit
mittheilen. Wenn des Petri Blesenius
Satz wahr ist, dass für den Menschen
keine bessere Arznei als der Mensch sei,
so kann man gleichfalls sagen, dass keine
bessere Medicin für Alte sei, als Junge!«
Und so zeigt denn auch die Praxis
der Masseure und Magnetiseure, dass
Nervenkraft thatsächlich übertragbar ist,
dass es sich also um wirkliche Über-
tragung von Lebenskraft handelt, so zwar,
dass Gesundheit eigentlich käuflich wäre,
wenn nicht die Antipathie oft einen Strich
durch diese Rechnung machte. Denn es
hat sich in der Praxis herausgestellt, dass
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zu der Übertragungs-Möglichkeit der Wille
gehört (übertragen zu wollen), wie auch
bei dem Empfangenden der Wille mit-
wirken muss (von dem Gebenden em-
pfangen zu wollen), d. h. mit anderen
Worten: die agierenden Personen müssen
sich sympathisch sein, es muss eine gegen-
seitige Zuneigung herrschen. Der gute
Wille begünstigt also die Übertragungs-
Möglichkeit von Nervenkraft, während der
Widerwille sie hemmt. Hiermit streifen
wir bereits das Gebiet der geistigen
Heilung* und kommen darauf, dass
Willenskraft eine mechanische Kraft
ist, die auch auf eigene Krankheiten ge-
richtet werden und heilend wirken kann.
Ich halte die meisten homöopathischen
Curen mit ihren minimalen Potenzierungen
von Medicamenten für nichts als »geistige«
Heilungen, denn bei dem oftmaligen Ein-
nehmen der zarten Potenzen denkt der
Patient jedesmal an die ersehnte Heilung
seines Leidens, und diese Gedankenrich-
tung unterstützt die Naturheilkraft an jener
Stelle der Muskulatur, wo die Krankheit
ihren Sitz hat. Die einfachste und natür-
lichste Zufuhr von Lebenskraft für einen
Geschwächten besteht nun darin, dass eine
gesunde Person desselben Geschlechtes den
Patienten am ganzen Körper leicht streicht
und gelinde massiert, wobei aus den Finger-
spitzen des Massierenden gesunde Stoffe
aus- und in den Kranken einströmen. Die
Thatsache dieser Lebenskraft-Übertragung
ist so oft bewiesen, dass heute wohl nur
wenige Fachleute daran zweifeln, aber
es fehlt an einer naturwissenschaftlichen
Erklärung, wodurch denn eigentlich die
übertragenen Stoffe den Patienten stärken.
Während ich der Ansicht bin: die über-
tragenen, gesunden Molecüle haben eine
stärkere magneto-elektrische Polarisation,
ziehen sich deshalb in den Muskeln des
Patienten schärfer an und verleihen damit
ihrem neuen Muskel eine größere Spann-
kraft — sind mehrere tüchtige Ärzte (so
auch der weit über die Grenzen Öster-
reichs bekannte Dr. med. J. Gratzinger
in Wien) der Ansicht, dass die Hand des
Übertragenden nur eine Correctur der
molecularen magnetischen Polarisation des
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