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mi, die folgende Octave zieht sich nach
oben hin, der Venus entspricht: si (ver-
doppelte Quinte des fundamentalen mi),
dem Mercur: mi (verdoppelte Octave),
dem Mars mi (verdreifachte Octave), dem
Jupiter fa ♯ (Doppel-Quinte des si der
Venus), dem Saturn: ut ♯ (Doppel-Quinte
des fa ♯ Jupiters). Das Ergebnis ist im
ganzen noch recht dürftig, da nur Mercur
und Mars fast tadellos in Tonbeziehungen
gebracht sind, der erstere nur mit einem
Fehler von nahezu einer Octave, der
letztere mit einem Fehler von zwei
Octaven weniger einen halben Ton.
Nicomach und nach ihm Boëtius
haben in das Problem der Sphärenharmonie
keine Klarheit gebracht. Cicero eben-
sowenig; er soll aber hier citiert werden,
wenn auch nur um seines Gedanken-
fluges willen. Man lese die Worte, die
er Scipio Africanus in den Mund legt.*
Auf eine Zwischenfrage Scipios, der er-
staunt ist, mächtige Geräusche und Töne
zu vernehmen, die nicht aus irdischen
Regionen kommen, antwortet Africanus:
»Das ist der Klang, der in ungleichen
Pausen, die jedoch nach wohlbemes-
senem Verhältnis von einander abstehen,
durch den Schwung und die Bewegung
der Sphären selbst zustandekommt und,
hohe Töne mit tiefen mischend, die
mannigfaltigsten Accorde in gleichmäßiger
Weise erzeugt; denn solch gewaltige
Bewegungen können nicht im Stillen vor
sich gehen, und die Natur will es, dass
das Äußere der einen Seite in einem
tiefen, das der anderen Seite aber in
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einem hellen Ton erklinge. Daher bewegt
sich die oberste Sphäre des Himmels,
die Fixstern-Sphäre, deren Umschwung
schneller ist, in einem scharfen und hohen
Ton, die unterste Sphäre aber, die des
Mondes, im tiefsten Ton, denn die Erde
als neunte Sphäre bleibt unbeweglich und
ist an die unterste Stelle unverrückbar
gebunden, wo sie das Centrum der Welt
einnimmt. Jene acht Sphären aber, von
denen zwei — die des Mercur und der
Venus — die gleiche Kraft haben (im
Widertönen eine Octave umspannen),
bilden sieben durch Pausen unterschiedene
Töne, und diese Zahl ist im großen und
ganzen der Knoten aller Dinge. Gelehrte
Männer haben diese Harmonie im Saiten-
spiel und Gesang nachgebildet und sich
dadurch die Rückkehr in diese himmlischen
Regionen geöffnet, gleichwie jene anderen,
die, von ausgezeichneten geistigen An-
lagen und höheren Mächten geleitet, im
Laufe ihres irdischen Lebens göttlichen
Bestrebungen zugethan waren. Mensch-
liche Ohren, von diesem sphärischen
Schall erfüllt, sind taub geworden, denn
kein Sinn in uns ist stumpfer als das Ge-
hör, wie ja auch beispielsweise das Volk,
das bei den hohen Katarakten des Nil
wohnt, infolge des allzu mächtigen Schalls
seinen Gehörsinn verloren hat. Das Tönen
der Sphären aber ist infolge der rapiden
Bewegung der ganzen Welt so gewaltig,
dass menschliche Ohren es nicht zu fassen
vermögen, wie ihr ja auch der Sonne
nicht ins Gesicht sehen könnt, ohne dass
ihre Strahlen eueren Blicken und Sinnen
die Schärfe benehmen.«
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