Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 3, S. 88
Text
Ein kleines Drama für Marionetten von Maurice Maeterlinck.
Autorisirte Uebersetzung von Marie Lang. III. ACT. I. Scene.
Ein Gemach im Palaste.
Ablamore. Astolaine verweilt auf der Schwelle einer halbgeöffneten Thüre des
Saales.
Astolaine.
Mein Vater, ich bin gekommen, weil eine Stimme, der
ich nicht mehr widerstehen kann, es mir gebietet. Ich habe
Euch gesagt, was in meiner Seele vorgegangen ist, als ich
Palomides begegnet bin. Er glich nicht den anderen Men-
schen Heute komme ich, Euch um Euere Hilfe zu bitten
Denn ich weiss nicht, was ich ihm sagen soll Ich habe
erkannt, dass ich nicht lieben konnte Er ist derselbe
geblieben, und ich allein habe mich geändert, oder ich habe
nicht verstanden Und da es mir unmöglich ist, ihn, den
ich unter Allen erwählt hatte, zu lieben, wie ich es geträumt,
so muss mein Herz wohl all dem verschlossen sein Ich
weiss es heute Ich will mich nicht mehr nach der Liebe
hinwenden und Ihr sollt mich an Euerer Seite leben sehen
ohne Trauer und ohne Unruhe Ich fühle, dass ich glück-
lich sein werde
Ablamore.
Komm’ zu mir, Astolaine. So pflegtest du früher nicht
mit deinem Vater zu sprechen. Du wartest dort auf der
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 3, S. 88, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-03_n0088.html)