Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 3, S. 90
Text
die dem deinen gleichen Astolaine hat schon unsere
Flucht und die meiner Schwestern vorbereitet
Alladine.
Was hat sie dazu gesagt?
Palomides.
Nichts, nichts Du wirst Alles rings um das Schloss
meines Vaters sehen, — nachdem du tagelang auf dem Meere
und tagelang im Walde gereist bist — du wirst Seen und
Berge erblicken Nicht wie diese hier, unter einem Himmel,
der dem Gewölbe einer Höhle gleicht mit dunkeln Bäumen,
welche die Stürme tödten aber einen Himmel, unter dem
man nichts mehr fürchtet, Wälder in ewigem Frühling,
Blumen, die nimmer verblühen.
Alladine.
Sie hat geweint?
Palomides.
Wonach fragst du da? Das ist eine Sache, von der zu
reden wir nicht das Recht haben, hörst du? Es ist dies
ein Leben, das nicht zu unserem armen Leben gehört und
dem die Liebe nur schweigend nahen darf Wir stehen
hier wie zwei zerlumpte Bettler, wenn ich daran denke
Geh’! geh’! Ich würde dir Dinge sagen
Alladine.
Palomides Was hast du?
Palomides.
Geh’! Geh’! Ich habe Thränen gesehen, die von
weiter her kamen als aus den Augen Es ist etwas An-
deres Es kann indessen sein, dass wir Recht haben
Aber wie sehr bedauere ich, also Recht zu haben, mein
Gott! Geh’ ich werde dir morgen sagen auf
morgen auf morgen
(Sie gehen getrennt hinaus.)
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 3, S. 90, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-03_n0090.html)