Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 3, S. 92

Alladine und Palomides (Maeterlinck, Maurice)

Zum TEI/XML Dokument

Faksimile

Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 3, S. 92

Text

92 MAETERLINCK.

Hört ihr? Es ist mein Vater (Man hört in der Ferne singen.)
Verbergt euch hinter den Pfeilern Er will nicht, dass
irgend Jemand über diesen Gang geht. (Sie verbergen sich. Abla-
more tritt ein, indem er einen Bund grosser Schlüssel schüttelt.)

Ablamore (singt).

Drei goldene Schlüssel das Unglück hat —
Befreite die Königin nicht —
Drei goldene Schlüssel das Unglück hat —
Fahrt hin und folgt dem Gesicht.

(Er lässt sich überwältigt auf eine Bank neben der Thüre von Alladinens Gemach
nieder, singt noch eine Weile halblaut vor sich hin und schläft alsbald mit herab-
hängenden Armen und zurückgefallenem Haupte ein.)

Astolaine.

Kommt, kommt; macht keinen Lärm. Er ist auf der
Bank eingeschlafen. Oh! mein armer alter Vater! Wie sein
Haar während dieser Tage erbleicht ist! Er ist so schwach,
er ist so unglücklich, dass selbst der Schlaf ihn nicht mehr
beschwichtigen kann. Drei volle Tage sind es nun her, dass
ich sein Antlitz nicht mehr anzublicken gewagt

Eine von Palomidens Schwestern.

Er schläft tief

Astolaine.

Er schläft tief, doch man sieht, dass seine Seele niemals
Ruhe findet Die Sonne kommt und quält seine Augen
Ich will seinen Mantel über sein Angesicht breiten

Eine andere Schwester.

Nein, nein; rührt ihn nicht an er könnte aus dem
Schlaf auffahren

Astolaine.

Es nähert sich Jemand auf dem Gange. Kommt, kommt,
stellt euch vor ihn Verbergt ihn In diesem Zustande
soll ihn kein Fremder sehen

Eine von Palomidens Schwestern.

Es ist Palomides

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 3, S. 92, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-03_n0092.html)