Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 5, S. 177
Text
Alladine.
Doch, doch, ich kehre mich um
(Sie wendet sich um, um ihn wieder zu küssen.)
Palomides.
Gib Acht. Rühre dich nicht. Ich fürchte, dich zu ver-
letzen
Alladine.
Reisse sie ab! Fürchte nichts. Ich kann nicht länger
leiden!
Palomides.
Auch ich will dich sehen
Alladine.
Reiss’ sie ab! Reiss’ sie ab! Der Schmerz übersteigt
meine Kräfte! Reiss’ sie ab! Du weisst nicht, dass
man sterben möchte Wo sind wir?
Palomides.
Du wirst sehen, du wirst sehen Es sind zahllose
Grotten grosse, blaue Säle, schimmernde Pfeiler und tiefe,
Gewölbe
Alladine.
Warum antwortest du mir nicht, wenn ich dich frage?
Palomides.
Was kümmert’s mich, wo wir sind, wenn wir beisammen
bleiben
Alladine.
Du liebst mich nicht mehr?
Palomides.
Was hast du denn?
Alladine.
Ich weiss ja, wo ich bin, wenn ich an deinem Herzen
bin! Reiss’ doch die Binde ab! Ich will nicht wie
eine Blinde in deine Seele eingehen Was thust du,
Palomides? Du lachst nicht, wenn ich lache, du weinst nicht,
wenn ich weine. Du klatschest nicht in die Hände, wenn ich
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 5, S. 177, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-05_n0177.html)