Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 5, S. 181

Alladine und Palomides (Maeterlinck, Maurice)

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Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 5, S. 181

Text

ALLADINE UND PALOMIDES. 181

Palomides.

Betrachte Alles, was sich um uns her erhellt Das
Licht wagt nicht mehr zu zaudern, und wir umarmen uns
in den Vorhallen des Himmels Siehst du das Edelgestein
der Gewölbe, trunken von Leben scheint es uns zuzulächeln;
und die tausend und abertausend leuchtender, blauer Rosen,
die längs der Pfeiler emporranken

Alladine.

Oh! Ich habe gehört!

Palomides.

Was?

Alladine.

Man hat an die Felsen geschlagen

Palomides.

Nein, nein; es sind die goldenen Pforten eines neuen
Paradieses, die sich in unseren Seelen öffnen und in ihren
Angeln klingen!

Alladine.

Horch’ wieder, wieder!

Palomides (mit jählings veränderter Stimme).

Ja; dort ist es Im Grunde der blauesten Gewölbe

Alladine.

Sie kommen, um uns

Palomides.

Ich höre das Eisen gegen den Felsen klingen Sie
haben die Thüre vermauert oder können sie nicht öffnen
Es sind Hacken, die am Gesteine scharren Seine Seele
hat ihm gesagt, dass wir glücklich waren

(Stille; dann löst sich ein Stein am äussersten Ende des Gewölbes los,
und ein Strahl des Tageslichtes bricht in den unterirdischen Raum ein.)

Alladine.

Oh!

Palomides.

Das ist ein anderes Licht

(Regungslos und beklommen sehen sie andere Steine sich langsam in
einer unerträglichen Deutlichkeit loslösen und fallen, einen um den andern,

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 5, S. 181, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-05_n0181.html)