Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 5, S. 182

Alladine und Palomides (Maeterlinck, Maurice)

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Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 5, S. 182

Text

182 MAETERLINCK.

während das Licht, in unaufhaltsamen Fluthen immer mehr und mehr herein-
strömend, ihnen allmälig die Traurigkeit des unterirdischen Gewölbes enthüllt,
das sie für wunderbar gehalten; der Zaubersee wird trüb und unheimlich; das
Edelgestein erlischt um sie her, und die leuchtenden Rosen erscheinen als
Schmutz und zersetzte Ueberreste, die sie waren. Endlich stürzt ein ganzes
Felsstück heftig in die Grotte herab. Die Sonne dringt blendend herein. Man
hört Rufe und Gesänge von aussen. Alladine und Palomides weichen zurück.)

Palomides.

Wo sind wir?

Alladine (ihn traurig umschlingend).

Ich liebe dich noch immer, Palomides

Palomides.

Ich liebe dich auch, meine Alladine

Alladine.

Sie kommen

Palomides (blickt hinter sich, während sie noch mehr zurückweichen).

Gib Acht

Alladine.

Nein, nein, gib nicht mehr Acht

Palomides (indem er sie anblickt).

Alladine?

Alladine.

Ja

(Sie weichen immer mehr zurück vor der Ueberfluthung des Lichtes oder
der Gefahr, bis sie den Boden verlieren; und sie fallen und verschwinden
hinter dem Felsen, der über das unterirdische, jetzt dunkle Wasser ragt. —
Stille. — Astolaine und Palomides’ Schwestern dringen in die Grotte ein.)

Astolaine.

Wo sind sie?

Eine von PalomidesSchwestern.

Palomides!

Astolaine.

Alladine! Alladine!

Eine andere Schwester.

Palomides! Wir sind es!

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 5, S. 182, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-05_n0182.html)