Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 6, S. 215

Alladine und Palomides (Maeterlinck, Maurice)

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Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 6, S. 215

Text

ALLADINE UND PALOMIDES. 215

Dritte Schwester.

Ich glaube, Euer Vater hat Alladine geliebt.

Astolaine.

Sprecht nicht so davon Er glaubte, dass ich ge-
litten hätte. Er glaubte, Gutes zu thun, und that Böses, ohne
es zu wissen Das geschieht uns oft Vielleicht ist
es meine Schuld Ich entsinne mich dessen heute. Eines
Nachts schlief ich. Ich weinte im Traum Man hat wenig
Muth, wenn man träumt. Ich erwachte er stand an
meinem Bett, und blickte mich an Vielleicht täuschte
er sich

Vierte Schwester (herbeilaufend).

Alladine hat sich ein klein wenig in ihrem Zimmer
geregt

Astolaine (geht zur Thüre, horcht).

Es war vielleicht die Krankenwärterin, die sich er-
hebt

Fünfte Schwester.

Nein, nein; ich höre die Wärterin gehen Es ist ein
anderes Geräusch.

Sechste Schwester (läuft gleichfalls herbei).

Ich glaube, auch Palomides hat sich bewegt; ich habe
das Gemurmel einer Stimme, die zu sich kommt, gehört

Alladinens Stimme (sehr schwach aus dem Innern des Zimmers).

Palomides!

Eine der Schwestern.

Sie ruft ihn!

Astolaine.

Geben wir Acht! Geht, geht vor die Thüre, auf dass
Palomides nicht hören kann

Alladinens Stimme.

Palomides!

Astolaine.

Mein Gott! Mein Gott! Halte diese Stimme auf!
Palomides stirbt an ihr, wenn er sie hört!

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 6, S. 215, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-06_n0215.html)