Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 20, S. 763
Text
(Aus dem cyklus: »Von den träumen der bäume«.)
Wie eine föhre rauscht und tönt
meine seele —
wie eine föhre
wann der heisse wind des mittags
heimlich
in ihren träumen
sie über-
fällt /
fauchend sie in die arme nimmt
mit sengendem begehren
mit sehrenden begehrens rasendem schrei
sie an sich zerrt
so jäh / so wild / so schreckens-
gewaltig
als wollt’ er sie zer-
knicken —
( einen atemzug lang —)
dann lösen sich weich
die liebe- wütenden krallen
— denn sie erbebt
und rauscht und raunt
und säuselt und seufzt
so abgrund-
bang —
so aller glühenden quälen voll
und der wind flieht von hinnen
tief auf-
stöhnend
lange und schrill entstöhnend
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 20, S. 763, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-02-20_n0763.html)