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Kind.
Grossvater, komm, bevor das Dunkel fällt,
Sobald die Sonne sinkt, wird mir so bang.
Pastor.
Recht gern! Und lasst uns nun zur Kirche
gehn.
Hab’ in der Sakristei noch manches zu
besorgen,
Für morgen, für den Gottesdienst! So
kommt!
(Der Pastor und seine Gattin rechts ab.)
Schwiegertochter (zum Sohn).
Wie schön ist Eintracht bei Verwandten!
Nie sah ich solch Familienband der Liebe;
Gesegnet preis’ den Tag ich, da hierher
ich kam,
Und eingefügt durch Dich in diese Kette
ward!
Sohn.
Die erste Frau, die nicht die Kette drückt!
Schwiegertochter.
Du Schelm Du! Gib mir einen Kuss, im
Ernst!
(Sie gehen.)
Bräutigam.
Mein Jugendglaube nicht zu Schanden
ward:
Das Glück wohnt nicht im hohen
Marmorsaale.
Ich streb’ nach Lammes-, nicht nach
Wolfesart
Und such’ die Unschuld in dem stillen
Thale.
(Die Eule schreit.)
Braut.
O, die abscheuliche Eule.
(Sie gehen.)
Ungeliebt auch von diesen Guten,
Glücklichen, denen er höchstens Grauen
einflösst, selbst dem Don Quixote, so sehr
die alte Überschwänglichkeit sich wieder
in ihm regt, zu gross, um den Strauss
mit ihm zu wagen, von der wieder-
auftauchenden Liebhaberin verschmäht,
weil er zu stolz in seiner Grösse ist, ihre
Gunst erbetteln zu wollen, ergrimmt der
so gewaltigem Hass und Groll,
dass er seine Macht missbrauchend, die
gründenden Haiden und Kirche und Pfarrhof
verschüttet. Einsam sitzt er auf den
Trümmern, unter denen die Liebhaberin
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begraben wird und schmachtet nach
Befreiung aus dem Bann der Grösse.
Liest man diesen, interessanten dritten
Act mit Aufmerksamkeit, so fühlt man
sich von den mancherlei Analogien mit
Hauptmanns »Versunkener Glocke,«
die überhaupt unter nordischem Zeichen zu
stehen scheint, betroffen. Mahnt das
Rautendelein mächtig an die Hilde des
Baumeisters Solness, sie beide die Egerien
ihrer Helden, die sie zum Cult der Freude
wecken und begeistern, zur Höhe auf-
zusteigen, so findet sich wiederum in
Strindbergs Dichtung und jener Haupt-
manns die gleiche Gegeneinanderstellung
des Glücks der Kleinen im grünen Thal,
»die Freude finden auch am Einfachsten,«
und den Leiden des verkannten, verfolgten,
einsam auf den Höhen thronenden Genius.
Hier, wie dort Zwerge, ja gleichartige
Nebenzüge, wie das Bimmeln der Glocken
im Thale, dessen der Glockengiesser wie
der Hoberg-Alte geringschätzig gedenkt.
Hier wie dort ein Pastor, als Vertreter
und Wortführer derer, die »von Lammes-
nicht von Wolfesart«. Doch auch schon
gleich im ersten Acte prallt man an ein-
zelne verwandte Vorstellungen und Er-
scheinungen an. Sollte der deutsche
Dichter das so viel ältere Drama
des Schweden, ob es auch nur im
Bühnenverlage erschienen war, ge-
kannt haben und davon beeinflusst
worden sein?
»Aus dieser Welt der Mängel und
Gebrechen« wird unser Schmied von
seinem weisen Führer nun in das Land
versetzt:
»Wo Milch nur fliesst und Honig in den
Bächen,
Es an gebrat’nen Finken niemals darf
gebrechen,
Wo Dir kein Tag durch Mühen wird zu
lang,
Das Leben flieht im Tanz und Sang,
Das als Schlaraffenland bekannt.«
Doch ach, wie wenig entspricht auch
hier die Wirklichkeit dem Traum! Eine
träge, verschlafene Nation dort, voller
Wunden vom Aufliegen an ewigen
Magenkatarrhen laborierend. Dabei in
den wenigen wachen Augenblicken so
wilder Unfriede, Arbeiterfrage, künstlich
erzeugte allgemeine Unzufriedenheit »mit
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