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Betrachten wir nun den Vorgang der
Wiederverkörperung des Menschen, wie
er sich im alltäglichen Leben vor uns
abspielt:
1. Das materielle Princip. Wenn
die Empfängnis im mütterlichen Orga-
nismus stattgefunden hat, so ist damit
ein Mittelpunkt der Anziehung für
materielle Kräfte geschaffen. Die Lebens-
elemente der Natur wirken durch den
Organismus der Mutter darauf ein, er-
nähren und entwickeln den Kern und es
verkörpert sich in ihm die materielle
Natur, indem sie eine neue menschliche
Form bildet. Die Eltern des Kindes sind
die Vermittler dieser Wiederverkörperung
und von ihrem Gesundheitszustande hängt
es ab, ob das Kind einen gesunden oder
kranken Körper mit auf die Welt bringt.
Mit dem Geiste des Kindes hat dieser
Vorgang nichts zu thun. Wenn Kinder
Charaktereigenschaften entwickeln, die
denen der Eltern ähnlich sind, so ist die
Ursache davon, wie wir in Folgendem
sehen werden, in einem ganz anderen
Grunde zu suchen.
2. Die Lebenskraft. So lange das
Kind im Mutterleibe enthalten ist oder
durch die Nabelschnur von dem mütter-
lichen Körper ernährt wird, hat es
gewissermassen noch kein eigenes Leben;
sobald es aber zu athmen anfängt, fängt
es auch für sich selbst zu leben an; d. h.
die durch die ganze Natur verbreitete
einheitliche Lebenskraft wird von ihm theil-
weise aufgenommen und offenbart sich in
ihm als die ihm eigene Lebenskraft und
Lebensthätigkeit. Wäre im Organismus des
Kindes kein Anziehungspunkt für die
Lebenskraft enthalten, so könnte es auch
nicht Leben in sich aufnehmen. Dieser
Anziehungspunkt oder Lebenskeim ist aber
der Geist des Lebens selbst, der aus der
Quelle alles Lebens entspringt. Der Geist
Gottes im Weltall oder die geistige Lebens-
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kraft wird von den Indiern als »Jiva« be-
zeichnet; das materielle Leben ist dessen
Abspiegelung oder Wiederschein und wird
»Prana« genannt. Dadurch dass ein Funke
von »Jiva« vorhanden ist, tritt »Prana« in
Thätigkeit, und es offenbart sich Leben
und Bewusstsein im Menschen. In diesem,
wenn auch noch schlummernden geistig-gött-
lichen Lebensfunken besteht des Menschen
geistige Individualität. Auch ist dieses
geistige Leben in allen Dingen enthalten;
denn alle Dinge sind aus dem Worte
Gottes gebildet (I. Johannes I. 1.); aber
nicht jeder Organismus ist dazu geeignet,
dass der Geist Gottes in ihm offenbar
werden kann.
3. Der ätherische Körper. Zu-
gleich mit der Entwicklung des materiellen,
sichtbaren Körpers bildet sich der ätherische
aus; denn ohne den letzteren wäre der
erstere nicht vorhanden, weil der sichtbare
Körper nichts anderes als die materielle
Erscheinung oder Larve des ätherischen
Körpers ist. Es findet somit eine un-
sichtbare Verkörperung von Ätheratomen
zugleich mit der Fleischwerdung der
materiellen Atome statt. Es ist hier nicht
der geeignete Ort näher auf die Eigen-
schaften dieses sogenannten »ätherischen«
Körpers oder »Doppelgängers« einzugehen.
Die Indier nennen ihn Linga sharira
und er spielt eine grosse Rolle in den
Phänomenen der Spiritisten. Da dieser
Ätherleib unter gewissen Umständen aus
dem materiellen Körper heraustreten und
objectiv erscheinen, ja sogar äusserlich
sichtbar und greifbar werden kann, so
glaubt mancher es mit Gespenstern oder
»Geistern« von Verstorbenen zu thun zu
haben, während doch nur sein eigenes
ätherisches Spiegelbild die Ursache von
solchen Erscheinungen ist.
4. Die Thiernatur. Kaum hat das
Leben und mit ihm Empfindung und
Wahrnehmung seinen Einzug im Körper
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