|
ob dies auf dem langsamen Wege der
Fäulnis oder dem schnellen der Ver-
brennung geschieht, der Körper löst sich
wieder in seine chemischen Elemente, die
zum grössten Theile aus Gasen bestehen,
auf. Dieselben kehren in die grosse Vor-
rathskammer der Natur zurück und
aus dieser werden neue Organismen
und neue menschliche Körper gebildet.
Es ist fraglich, ob es auf unserer Erde
ein Atom von Pflanzenstoffen gibt, das
nicht schon einmal durch einen mensch-
lichen oder thierischen Körper gewandert
ist. Das Leben als einheitlich wirkende
Kraft verlässt den sterbenden Körper
und belebt dafür andere neu erscheinende
Organismen, gerade so wie die Luft, die
wir ausgeathmet haben, wieder andern
Organismen zur Athmung dient. Der
ätherische Körper löst sich in seine
ätherischen Bestandteile auf, und aus
diesen entstehen neue Verbindungen, die
sich im alchemistischen Laboratorium der
Natur zu sichtbaren materiellen Organismen
verdichten. Die Instincte und Leiden-
schaften, welche der thierischen Seele des
Menschen zu eigen waren, hängen der-
selben auch nach dem Tode des Körpers
noch an, und werden nicht mehr durch
die Vernunft beherrscht, da diese mit dem
Geiste vom Schauplatze verschwunden ist,
aber auch ihre Thätigkeit erschöpft sich,
weil sie dort keine Nahrung mehr finden.
Sie sind Kräfte, welche instinctiv zu ihres-
gleichen angezogen werden, um in anderen
Organismen zu wirken und zu erstarken.
Die intellectuellen Errungenschaften des
Menschen, d. h. seine angesammelten
Theorien und Meinungen, gehören auch
zu den Schätzen, von denen es in der
Bibel heisst, dass der Rost sie auffrisst
und die Motten sie verzehren. Sie ge-
hören nicht dem Wesen des Menschen,
sondern der Gedankenwelt, dem Reiche
der Phantasie, an. Zum Wesen des Men-
schen gehören nicht angesammelte fremde
Meinungen, sondern nur das, was er in
seine Seele aufgenommen, d. h. was er
selber innerlich erfahren und erkannt hat.
Wäre das nicht der Fall, so würden wir
uns noch in unserer nächsten Incarnation
damit abquälen müssen, alle die Irrthümer
los zu werden, die wir in diesem Leben, in
den Schulen uns anzueignen gezwungen sind.
|
Was dem Wesen des Menschen zu
eigen ist, besteht nicht in angesammeltem
Gelehrtenkram, sondern in dem, was in
ihm in »Fleisch und Blut« übergegangen
und zu seinem eigenen Wesen geworden
ist. So bleibt z. B. der Musiker ein
Musiker, selbst wenn alle Musik verklun-
gen ist, und der Dieb ein Dieb, auch
wenn es nichts mehr zu stehlen gibt.
In den Eigenschaften des Menschen, die
zu seinem eigenen Wesen geworden
sind, besteht die Individualität des Men-
schen, die auch nach dem Tode des Kör-
pers fortbesteht, und wenn diese Indivi-
dualität in einem neuen Leben als neue
Persönlichkeit auftritt, so kommen auch
diese Eigenschaften wieder zum Vorschein.
Aus diesem Grunde erklärt es sich, dass
Kinder oft mit Talenten geboren werden,
von denen in den Eltern keine Spur zu
finden ist. Es gibt musikalische Wunder-
kinder oder mathematische Genies, deren
Eltern keine Anlage zu Musik oder Mathe-
matik haben. Wenn es aber vorkommt,
dass Kinder und deren Eltern dieselben
Anlagen und Neigungen haben, so ist
dies kein Beweis dafür, dass die Kinder
dieselben von ihren Eltern geerbt haben,
sondern es liegt die Ursache vielmehr
darin, dass die sich wieder verkörpernde
Individualität zu einer Familie angezogen
wird, in welcher sich ähnliche Neigungen
vorfinden, insoferne nicht andere Anzie-
hungen dies anders bestimmen; denn über-
all in der Natur herrscht das Gesetz, dass
Gleiches das Gleiche liebt, es anzieht und
sich mit Gleichem verbindet. Wenn wir
ein grosses Gefäss mit Wasser nehmen
und giessen einen Tropfen Kochsalzlösung
hinein und an einer anderen Stelle einen
Tropfen einer Lösung von salpetersaurem
Silber, so findet das Chlor des Koch-
salzes das Silber und verbindet sich damit.
So ist es auch im Geistigen; denn das
Materielle ist nur der äusserliche Ausdruck
des Geistigen; jedem materiellen Vorgange
liegt eine geistig bewegende Kraft, ein
Bewusstsein, zugrunde.
Die materiellen Bestandteile des
Menschenkörpers bleiben im Materiellen, die
leidenschaftlichen Elemente des Thier-
menschen auf der Astralebene, die intellectu-
ellen Vorstellungen in der Götterwelt (De-
vachan) zurück. Wenn die Seele alles abge-
|