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emsig bemüht, seine Träume und Eindrücke
in Zeichnungen wiederzugeben. Zu seinen
liebsten Stoffen gehörten damals Motive
von Fischfang-Ausflügen, die er auf dem
Meere zwischen der Insel Banka und den
Korallenriffen mit seinem Vater und dessen
Freunden öfters unternahm; er war
zu jener Zeit 6—7 Jahre alt und folgte
seinem Vater auf allen Inspectionsreisen.
Heimgekehrt, war er Tage hindurch be-
schäftigt, die fremdartigen und prächtigen
Fische, die Gruppen und Landschaften,
die er gesehen und die in dem jungen
Geiste auf merkwürdige Weise haften
blieben, durch Zeichnungen, so gut es
eben gieng, festzuhalten. Aus dieser Zeit
datiert seine erste Bekanntschaft mit dem
Buddhismus.
Einst kamen sie nachts auf einen Berg,
wo sie, von einem chinesischen Capitän
aus besonderer Rücksicht in einer Pagode
untergebracht, übernachten mussten. Als
Toorop des Morgens in dieser fremden Um-
gebung erwachte und die Buddha-Statue
phantastisch beleuchtet sah, war es sein
Erstes, mit gellendem Schrei wegzulaufen,
ohne zu ahnen, dass gerade Buddha ihn
einst begeistern würde.
Toorops Vater, ein praktischer Ge-
schäftsmann, war hier Verwalter von
Zinnbergwerken. Bald aber sandte er
seinen Sohn nach Batavia, um ihn
zur Schule gehen zu lassen. An Bord
eines arabischen Schiffes, zwischen Banka
und Batavia, errang der Knabe seinen
ersten Erfolg! Der Capitän, selbst ein
Araber, war von den Zeichnungen, die er
unter Toorops Hand entstehen sah, so
entzückt, dass er dem Jungen nach der
Ankunft in Batavia eine grosse Sammlung
von Bleistiften und anderem Zeichen-
geräthe schenkte. Seit dieser Reise sah
er seine Eltern nicht mehr, denn als er
später die Kostschule verliess, um nach
Europa zu gehen, kam das Schiff, auf dem
seine Mutter nach Batavia fuhr, um ihm
Lebewohl zu sagen, zu spät an und fand
ihn nicht mehr vor. Sie und sein Vater
starben, als er in Brüssel wohnte.
In Holländisch-Indien blieb Toorop bis
etwa zu seinem 13. Jahre. Eine seiner
lebendigsten Erinnerungen aus jenen Tagen
knüpft sich an die monotonen und wohl-
lautenden Gesänge der Einheimischen, die
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einen so tiefen Eindruck auf ihn machten,
dass die Melodien jetzt noch, nach so
vielen Jahren, in ihm aufsteigen; dann
summt er sie vor sich hin, sein leises
Lied auf dem Clavier begleitend. Bald
wurde er nach Europa geschickt, um zum
Beamten für Indien ausgebildet zu werden.
Zuerst kam er nach Leyden, wo er, wie
alle Jungen von künstlerischer Begabung,
seine Schulbücher lieber vollkritzelte als
darin lernte. Sein Vater war der Ansicht,
dass Jan nicht lange bei ein und der-
selben Person bleiben dürfe; so kam also
der Knabe nach einem kurzen Aufenthalte
in Leyden nach Delft, wo er die höhere
Bürgerschule besuchte und wiederum un-
ausgesetzt heimlich zeichnete, statt bei
dem Lehrer, in dessen Hause er wohnte,
zu studieren. Zu wiederholtenmalen ver-
suchte Toorop seinen Vater zu bestimmen,
dass er ihn Maler werden lasse, aber
dieser fand — wie alle Väter — in der
Ausübung der Kunst keine Existenz, kein
Fach für seinen Sohn, mit dem er sich
sein Brot verdienen könnte. Dennoch be-
suchte Jan zeitweise den Zeichencurs an
der polytechnischen Schule, wo er unter
der Leitung von A. Le Comte und Tetar
van Elven Ornamente, Köpfe u. dgl. nach
der Antike copierte; früher schon hatte
er von dem Genremaler Haaxman
Unterricht empfangen. Diese Stunden be-
suchte er jedoch sehr unregelmässig, da
er an dem conventionellen Lehrgang keine
Freude hatte, sondern viel lieber — eige-
nen Plänen folgend — still zu Hause ar-
beitete, Bekannte oder auch wohl draussen
Landschaften zeichnete und ohne jede
Leitung Compositionen entwarf. In jenen
Tagen hat Toorop auch fleissig musiciert;
er hatte einen intimen Freund namens
Couwenberg, einen sehr begabten, fein-
fühlenden Violinspieler, den er auf dem
Piano begleitete. Bis zum Tode dieses
Freundes setzte er dies fort; dann aber
verlor er jäh die Freude an der Musik,
pflegte sie nie mehr wie damals und so
drängt es ihn jetzt nur sehr selten, auf
den Tasten zu phantasieren. Ein grosser
und kundiger Musikliebhaber ist er aber
noch immer.
Von Delft kam Toorop oftmals nach
dem Haag, wo sein Quasi-Vormund
wohnte, ein Herr Wichers; dieser wusste
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