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gang wieder — nicht in das »Nichts«,
sondern in das Nichtoffenbare, das Wesen
der Gottheit, einzugehen.
Alles in der Natur ist nach Mass und
Zeit eingerichtet. Tag und Nacht, die
Jahreszeiten, Ebbe und Flut wechseln
regelmässig ab; das Herz des Menschen
sendet seine Ströme in regelmässigen
Pulsschlägen durch alle Theile des Kör-
pers, das Herz unseres Planetensystems
hat gleicherweise seine Pulsschläge, deren
jeder circa 11 Jahre dauert, und auch das
ganze Sonnensystem, wie selbst das ganze
Weltall hat seine bestimmten Perioden
von Geburt, Jünglingsalter, Reife, Alter,
Tod und Wiederverkörperung; aber der
Geist Gottes überdauert alles, Welten-
entstehungen und Weltenvergehungen,
und mit ihm der Mensch, in dessen Seele
das Bewusstsein des Geistes Gottes er-
wacht ist.
Nach der Zeitrechnung der alten
Weisen ist die Dauer einer Weltperiode
(Manvantara) 308,448.000 Jahre. Vier-
zehn Manvantaras und ein Satya-Yuga
entsprechen einem »Tage« Brahmas und
umfassen einen Zeitraum von 4.320,000.000
von unseren Jahren. Thatsächlich sind vom
Anfange der Evolution unseres Sonnen-
systems bis jetzt (1899) 1.955,884.600
Jahre verflossen. Man sagt gewöhnlich,
dass während der Schöpfungsnacht Brahm
»schlafe«; dies ist aber nicht so zu ver-
stehen, als ob Gott schlafe, sondern er
tritt nur während dieser Zeit nicht als
Schöpfer (Brahmâ) auf; er existiert in
seiner Eigenschaft als Schöpfer erst dann,
wenn er zu schaffen anfängt. Gott selbst
schläft nicht; ebensowenig als ein im
Geiste Gottes zum Bewusstsein gekommener
Mensch. Die Natur und der Körper schlafen,
aber nicht der Geist. So sagt auch die
Bhagavad Gita in Bezug auf den erleuch-
teten Menschen:
» Wo für andere
Nur Dunkel herrscht, sieht er den hellen Tag
In seiner Seele; was den Nichterleuchteten
Wie helles Taglicht scheint, das ist für ihn,
Der es mit klarem Geistesaug’ durchschaut,
Der Nichterkenntnis tiefe Finsternis.«
Gott ist für das menschliche Begriffs-
vermögen unerreichbar; denn ein Gott,
den ein Mensch begreifen könnte, wäre kein
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Gott mehr, sondern weniger als ein Mensch,
da nur das Hohe das Niedere und das
Grosse das Kleine fassen kann; aber nicht
umgekehrt. Die Natur dagegen ist dem
Menschen erkennbar, weil der Geist Gottes
im Menschen höher steht, als die Natur.
Was im Menschen ewig und göttlich ist,
kann das Ewige und Göttliche erkennen;
der vergängliche Intellect dagegen erfasst
nur Das, was vergänglich ist.
Nach der Lehre der Bhagavad Gita ist
die ganze materielle Welt und alles, was
darinnen ist, aus drei Grundelementen
zusammengesetzt, nämlich aus Tamas
(Dummheit), Radschas (Leidenschaft)
und Sattwa (Güte). Man könnte diese
drei auch als Stoff, Kraft und Bewusstsein
bezeichnen. Sie sind die drei Eigenschaften
der Natur, welche allen Dingen zueigen
sind; der Geist ist aber über die Natur
und ihre drei Eigenschaften erhaben. Je
mehr Tamas in einem Wesen vor-
herrschend ist, umsomehr ist es materiell;
herrscht Radschas vor, so ist es voll
Energie, und wird Sattwa darin offen-
bar, so hat es Daseinserkenntnis. Alle diese
drei binden den Geist an die Körperwelt
und sind die Quelle von »gut« und »böse«;
nur der Geist, der sich über diese drei
Eigenschaften der eigenen Natur empor-
schwingt, ist über Gutes und Böses er-
haben; er ist dann kein »Mensch« mehr,
sondern das Absolute selbst. »Gut« und
»böse« sind relative Begriffe, und wie
könnte etwas gut oder böse sein, das zu
nichts mehr in irgendwelchen Beziehungen
steht? Somit ist auch Gott, als das Ab-
solute betrachtet, nicht »gut«, sondern nur
dadurch, dass er uns in seiner Eigenschaft
als die Quelle alles Guten offenbar wird,
erscheint er als »gut«.
»Sattwa (Bewusstsein), Radschas
(Leidenschaft)
Und Tamas (Nichterkenntnis) sind die drei
Gewalten der Natur. Sie binden alle
Den freien Geist an diese Körperwelt.
Von diesem bindet Sattwa, welches rein
Und leuchtend ist, die sündenfreie Seele
Durch Wohlgefallen und Glückseligkeit,
Die aus Erkenntnis seiner Güte kommt.
Doch Radschas, der Begierde nah verwandt,
Der Quell der Selbstsucht und der Leidenschaft,
Ergreift die Seele durch die Kraft der Werke,
Die in der Eigenheit ein Mensch vollbringt.
Tamas, die Dummheit und der Unverstand,
Die Ausgeburt erkenntnislosen Dunkels,
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