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Griechen« und »Studien aus dem
Gebiete der Geheimwissenschaften«
herausgegeben. Nebenbei, gewissermassen
um auszuruhen von der harten Arbeit
streng logischen Denkens, schrieb er dann
einen zweibändigen Roman: »Das Kreuz
am Ferner«, eine Ferienarbeit, die in
der herrlichen Gebirgswelt Tirols entstand
und sich durch treffliche Naturschilde-
rungen auszeichnet. Dem grossen Publicum
freilich konnte du Prel mit allen diesen
Schriften nicht näher treten. Dies geschah
erst, als er anfangs der Neunziger-
jahre seine nunmehr vollständig aus-
gereifte Weltanschauung in populärerer
Form in zwei kleinen Bändchen entwickelte,
die unter dem Titel: ›Das Räthsel des
Menschen« und »Der Spiritismus« in
Reclams Universal- Bibliothek erschienen
sind. Den Schluss der stattlichen Reihe
von Werken unseres Philosophen, von
denen wir nur die wichtigsten angeführt
haben, bildeten die zwei Bände der »Magie
als Naturwissenschaft« und endlich
sein schon oben erwähntes letztes Buch:
»Der Tod, das Jenseits, das Leben
im Jenseits«.
Über den Tod spricht sich du Prel
hierin folgendermassen aus:
»Wenn wir durch die Wolthat des
Todes vom irdischen Leben genesen und
zum jenseitigen Leben erwachen, werden
wir sprechen, wie der sterbende Sokrates
zu seinem Freunde Kriton: »Wir schulden
dem Äsculap einen Hahn zum Opfer«.
Das Jenseits definiert er hier in fol-
gender Weise:
»Das Jenseits des Occultismus ist im
Gegensatz zu dem der religiösen Systeme
definierbar. Die Frage nach dem Wo des
Jenseits beantwortet der Occultismus mit
den Worten: das Jenseits ist das anders
angeschaute Diesseits; das Wann des
jenseitigen Lebens verlegt er in die Gegen-
wart; das Wie des künftigen Lebens be-
antwortet er in psychologischer Hinsicht
mit einem Hinweis auf den Somnam-
bulismus und die ekstatischen Zustände,
in physikalischer Hinsicht durch den
Hinweis auf die Odlehre. In der Weiter-
entwicklung dieser Wissenszweige wird
aber auch unsere Difinition des Jenseits
immer präciser werden. Voltaire konnte
noch sagen, die Metaphysik sei der Roman
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der Seele; heute aber stehen wir bereits
vor der Experimental-Metaphysik.«
Du Prel erhoffte also für die Mensch-
heit die Entwicklung einer Experimental-
Metaphysik, die sie schon in diesem Leben
über das Jenseits vollständig aufklären
soll. Ein Sprung in die Finsternis soll
und darf demnach, ihm zufolge, der Tod
nicht sein und war es auch sicher für
ihn nicht. »Denn«, sagt er, »solange der
Mensch sogar noch darüber zweifelt, ob
er ein bloss physisches und sterbliches
oder ein unsterbliches metaphysisches
Wesen sei, haben wir kein Recht, an
ihm das Selbstbewusstsein zu rühmen;
und gar für den Philosophen, dem Sokrates
die Selbsterkenntnis als die allererste
Pflicht auferlegt hat, schickt es sich
ganz und gar nicht, dass ihm der Tod
ein Sprung in die Finsternis sei.«
Wir haben bisher den Forscher und
Denker du Prel zu zeichnen versucht und
wollen uns nun noch etwas mit dem
Menschen beschäftigen. — Du Prel trug
in seiner Jugend den Rock seines Königs.
Er war bayerischer Officier und machte
als solcher 1866 den Feldzug gegen
Preussen mit. 1870 war er Commandant
eines Depots französischer Gefangener in
Neuburg a. d. Donau. Dann nahm er
seinen Abschied, um sich ganz seinem
Lieblingsstudium, der Philosophie, zu
widmen. Er vertauschte also den Degen
mit der Feder und führte die letztere
ebenso schneidig, namentlich da, wo es
galt, einen Gegner durch zwingende
logische Beweisführung abzuführen. In
der wissenschaftlichen Polemik, wo es
darauf ankam, dem Gegner die Unzu-
länglichkeit seiner geistigen Waffen auf-
zudecken, war du Prel geradezu Meister.
Der vor wenigen Monaten verstorbene
Prof. Ludwig Büchner, der natürlich
sein geistiger Antipode gewesen war,
wusste davon etwas zu erzählen. Die
Kenner der älteren Schriften du Prels
dürften sich wohl erinnern, mit welch be-
wunderungswürdiger Geschicklichkeit und
geistiger Überlegenheit er diesem Banner-
träger des theoretischen Materialismus
vergangener Zeiten zu Leibe gerückt ist!
Und so ergieng es Vielen, die den von
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