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schon unserer Hausthiere, zeigt, dass sie
in Krankheitsfällen weder Speise noch
Trank zu sich nehmen, und uns Menschen
verordnet der Arzt Medicinen, Pulver,
Pillen, Ungar- und Rothweine, Bouillon
mit Ei, Kraftsuppen aller Art, Malzbiere,
Braten, Gemüse und Compote. In beiden
Maßnahmen liegt ein Widerspruch. Eines
kann nur das Richtige sein: entweder
etwas in den kranken Körper einführen
oder nicht. Hat das Thier nun Recht
oder der Mensch?
Da die Natur alle Geschöpfe — auch
den Menschen — geschaffen, alle Maß-
nahmen getroffen und dem Geschöpfe die
Instincte mit auf den Lebensweg gegeben
hat, damit es sein Leben erhalte, und da
andererseits das Ei niemals klüger sein
kann als die Henne, so ist es unzweifel-
haft, dass das Thier seinem Natur-Instincte
folgt und die Naturheilkraft am richtigsten
unterstützt. Dann muss aber die Ein-
führung von Stoffen in den Körper behufs
Heilung von Krankheiten direct gegen
das Wesen und die Wirkungsrichtung der
Naturheilkraft sein; und wenn wir dann
beobachten, dass alle Einführung von
Stoffen in unseren Körper, alle Nahrungs-
zufuhr die Anhäufung von Stoffen in
unserem Organismus vermehrt, das Volumen
unseres Körpers vergrößert, unsere Ein-
geweide und später die Blutgefäße mehr
auftreibt und auseinanderspannt, müssen
wir darauf stoßen, dass in der direct
entgegengesetzten mechanischen Erschei-
nung, nämlich in der Zusammenziehung
des Körpers, das mechanische Wesen der
Heilkraft ruht.
Während Wärme alle Körper aus-
dehnt, Kälte sie zusammenzieht (was beides
bei Heilung von Krankheiten in Anwendung
kommt), haben wir hier bei Zufuhr und
Ausscheidung von Nahrungs- und Auswurf-
stoffen eine Zu- und Abnahme des Körper-
volumens vor uns, welche nicht eigentlich
durch Temperaturdifferenzen, sondern durch
mechanische Arbeitskraft bewirkt wird,
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die wir Verdauungsarbeit nennen. Diese
Arbeit zerfällt nun in zwei mechanisch
scharf getrennte Acte, und zwar: in die
durch unsere Willens- und Muskelkraft
bewusst geleistete Einführungsarbeit der
Nahrungsstoffe und zweitens: in die selbst-
thätig durch die elastische Spannkraft
unseres Muskelsystems geleistete Arbeit
der Abführung der Stoffreste unverdauter
Nahrungsmittel. In dieser unwillkürlich ge-
leisteten Abführungsarbeit verbrauchter
Stoffe seitens der elastischen Spannkraft
unseres Muskelsystems liegt der Kernpunkt
des mechanischen Princips dessen, was
wir Heilkraft nennen.
Die Elasticität gehört zu den Energien
der Natur und hat höchst wunderbare,
mechanisch verwertbare Eigenschaften;
darunter ist jene Eigenschaft die vor-
nehmste, die darin besteht, dass ein
elastisches Material, das durch irgendeine
Arbeitskraft aus dem Raume, in welchem
es seine elastische Ruhelage einnimmt,
verdrängt wird, diesen Raum selbstthätig
wieder einzunehmen sucht und damit eine
mechanische Arbeit leistet. Biegt man
ein Bleirohr krumm, so bleibt es in ge-
krümmter Lage ruhen, denn es hat keine
Elasticität; biegt man dagegen einen Rohr-
stab krumm und lässt ihn dann los, so
schnellt er bekanntlich in seine frühere
Lage elastischer Ruhe zurück. Diese
Eigenschaft ist nun auch das Entscheidende
bei der Bethätigung des mechanischen
Princips des Organismus. — Wir sehen
ferner an der gespannten Gewehrfeder,
am Bogen der Armbrust, an einem ge-
spannten Gummifaden, an comprimierter
Luft im Luftgewehr etc., dass dieses ge-
spannte Material sich sehr schnell ent-
spannt und das Bestreben zeigt, sich seiner
Entspannungsarbeit so schnell zu entledigen,
als es die Widerstände gestatten, die sich
seiner Rückbewegung entgegenstellen. —
In der Spannung und Entspannung der
Uhrfeder sehen wir jedoch das Entgegen-
gesetzte, nämlich, dass sich die Spannung
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