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Körpermaschine ist dann erst möglich,
wenn der Körper alle Stoffreste der
eingeführten Nahrung, die nicht zur Er-
haltung seiner Bestandteile gehören, auch
wieder ausführt; d. h.: die Ausgabe
muss die Einnahme decken; die Ent-
spannungsarbeit muss genau so groß sein
wie die Spannungsarbeit unserer Muskulatur.
Oder noch anders ausgedrückt: man
sollte erst dann wieder neue Nahrung in
den Körper einführen, wenn die letzten
Reste der vorigen Nahrung aus dem
Körper entfernt sind.
Wenn nun die Ausgabe nicht Schritt
hält mit der Einnahme des Körpers, dann
bleiben eben Stoffe im Körper zurück, die
eigentlich ausgeschieden sein müssten —
und darin liegt der Grund zu Krankheiten
und Tod. Tritt nun dieser Fall ein, dass
die Ausgabe nicht die Einnahme des
Körpers deckt, dann ist nur zweierlei
denkbar: entweder ist die einführende
Arbeitskraft (die mit Bewusstsein geleistete)
zu groß oder die Entspannungsarbeit zu
klein; d. h. mit anderen Worten: es ist
eine Ermüdung, eine Erschlaffung des
elastischen Körpermaterials eingetreten,
denn es kann sich nicht mehr energisch
genug entspannen, also nicht mehr voll-
kommen jene Arbeitskraft zurückgeben,
die mit bewusster Kraft auf seine Spannung
verwendet wird.
Unser Tod wird also nicht verschuldet
von unserer bewussten Willenskraft, die
bei der Einführung von Nahrung in Action
tritt, sondern von der Erschlaffung jener
elastischen Kraft, die automatisch, selbst-
thätig wirkt, ihrer Aufgabe aber nicht mehr
gewachsen ist. Die Natur verfolgt hier —
naturwissenschaftlich betrachtet — das
System einer ganz großartigen Kraft-
ökonomie, indem sie ein elastisches Element
in unser Muskelsystem einschaltet, denn
nur dadurch ist es möglich, dass sie die-
selbe Kraftleistung, welche die Nahrung
in den Körper einführt, zugleich dazu be-
nützen kann, die Speisereste durch Ent-
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spannung des Muskelmaterials wieder aus-
zuführen, ohne dass wir dazu bewusste
Arbeitskraft aufzuwenden hätten.
Dies ist das Gesetz der Erhaltung der
Kraft im Organismus, das wir leider da-
durch stören, dass wir die unwillkürliche
Entspannungskraft nicht in ihrer normalen
Stärke erhalten, wie dies die Thiere der
freien Natur thun. Bliebe diese un-
bewusste Kraft stets so stark wie die be-
wusste zur Einführung der Nahrung, dann
läge absolut gar kein naturwissen-
schaftlicher Grund vor, warum wir
sterben müssen; denn, wenn alles in ge-
höriger Ordnung fortfunctioniert, dann sind
ja die Bedingungen zum Fortleben gegeben!
Es entsteht nun die Frage: »Gibt es
ein Mittel, die nicht zum Bewusstsein ge-
langende Kraft elastischer Entspannung in
normalem Grade zu erhalten?« — denn
dann wäre unser Tod ja ausgeschlossen!
Und darauf gibt die Fachwissenschaft
selber eine bejahende Antwort, denn sie
sagt: »Alle Muskeln und Organe, welche
keine Arbeit verrichten, verwelken, nehmen
an Volumen ab und rudimentieren!«
Das ist der Schlüssel zu unserem Tode,
dass wir im Alter aufhören, körperlich zu
arbeiten, denn was für einen einzelnen
Muskel, für ein einzelnes Organ zutrifft,
das trifft auch für den ganzen Körper
zu! Wenn wir alle Muskeln zur Ruhe
setzen, so müssen sie eben alle verwelken,
an Volumen abnehmen und rudimentieren!
Denn was heute im Alter etwa unser
Volumen ausmacht, sind Stoffe, die aus
Resten unverdauter Nahrungsstoffe be-
stehen. Nicht der elastische Muskel
altert, sondern Auswurfstoffe in uns, weil
sich Elasticität stets verjüngt durch Stoff-
wechsel infolge von Arbeit. Arbeit ist die
Mutter der Muskelspannkraft.*
Hierin liegt nun der Grund, weshalb
die Zoologie sagen kann, dass Hechte,
Karpfen, Hirsche, Raben, Adler, Schwäne
u. a. bis 300 Jahre alt werden, Krokodile
und Schlangen sogar 500 Jahre, — denn
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