|
Seelenkräfte, der Sitz des directen Schauens
und der Erkenntnis, und die anima
bruta, die Region der niederen Seelen-
kräfte, der Sitz der thierischen Leiden-
schaften und der intellectuellen Specula-
tion. In der occulten Wissenschaft kommt
bei dem Studium der Constitution des
eigentlichen Menschen der sichtbare Körper
gar nicht in Betracht; da derselbe nur
das Haus ist, welches der wirkliche Mensch
(die Seele) während des Lebens auf Erden
bewohnt. Dieses Haus ist der sichtbare
Ausdruck eines zwar unsichtbaren, aber
nichtsdestoweniger materiellen Körpers,
von, den Indiern »Linga shariram«,
von den Hebräern »Nephesch« genannt,
und in der Literatur des Occultismus in
der Regel mit dem Namen »Astral-
Körper« bezeichnet.
Wenn nun der Mensch beim Tode
seine sterbliche Wohnung verlässt, so kann
dasjenige, was von ihm übrig bleibt, als
eine Dreiheit betrachtet werden, die aus
Folgendem besteht:
I. Neschamah, d. h. die himm-
lische Seele, in welcher die wahre Indivi-
dualität des Menschen wurzelt (anima
divina).
II. Ruach oder das thierisch-mensch-
liche Wesen, welches die Persönlichkeit
des irdischen Menschen bildet, d. h. die
»Maske«, in welcher der unsterbliche
Mensch auf Erden erscheint (anima
bruta).
III. Nephesch, der Astral-Körper,
der Schatten oder das Gespenst, die
niedrigste Art der Seelensubstanz, der
»Doppelgänger« des Menschen.
Bei der großen Mehrzahl der Menschen
ist das Bewusstsein in der anima bruta
(Ruach) concentriert; bei den wenigen
Weisen und Heiligen ist es in der anima
divina (Neschamah) polarisiert. Das
erstere bildet das Persönlichkeits-Bewusst-
sein im Menschen, mit allen daraus ent-
springenden Fähigkeiten; das letztere das
wahre Selbstbewusstsein oder Gottes-
bewusstsein im Menschen (das Bewusst-
sein der Gegenwart Gottes); denn der-
jenige Theil der Seele, in welchem sich
jene Umwandlung vollzieht, welche in der
Kabbala »Gilgal Neschamoth« genannt
wird und die Wiedergeburt im Geiste
Gottes bedeutet, ist die anima divina,
|
d. h. diejenige höhere Seelenregion, welche
das Gefäß für die directe Empfängnis
des göttlichen Geistes ist, während in die
niederen Regionen nur die Abstrahlung
dieses himmlischen Lichtes gelangt. Nach
der Lehre der Kabbala existiert in dieser
Welt außer der Menschenseele nichts;
denn alles, was ist, entsprang aus dem
Universal-Menschen (»Adam«) durch das
göttliche Wort. Somit ist die göttliche
Seele in allem und auch in den Thieren
vorhanden; aber nur im Menschen
ist sie fähig, zu vollem Erwachen und
Bewusstsein zu gelangen; in den Thieren
und verthierten Menschen sind die Bedin-
gungen hiezu nicht vorhanden, und sie
ist in diesem nur wie ein schwach glim-
mender Funken, weshalb das Bewusst-
sein derselben nur rudimentär und ver-
schwommen ist.
Neschamah oder die himmlische
Seele ist dasjenige, welches schließlich
von allem Weltlichen frei wird und durch
diese Erlösung in das ewige Leben (Nir-
wana) eingeht. Die anima bruta
(Ruach) oder der persönliche »Geist«
des Menschen ist derjenige Theil des
Gemüthes, welcher alle irdischen, persön-
lichen Erinnerungen und Zuneigungen,
Sorgen und Begierden des Erdenlebens
mit sich trägt und seinen irdischen Familien-
namen hat. Nach dem Tode verbleibt
diese anima bruta in der »niederen
Geistessphäre« (»Mittelregion«) und in
Berührung mit der magnetischen Sphäre
der Erde. Dann kommt die Zeit der Tren-
nung (der »zweite Tod«), und die anima
divina (Neschamah), deren Namen
niemand kennt, als Gott, steigt aufwärts
und verfolgt den Weg ihrer Evolution,
wobei sie nur einen kleinen Theil des persön-
lichen Wesens (Ruach) mit sich nimmt,
nämlich dasjenige, was an Geist und Seele
des irdischen Menschen das Reinste und mit
der himmlischen Seele vereinbar war. Ruach
aber bleibt mit allen seinen niederen Seelen-
kräften als ein »Elementarwesen« zurück.
Die anima divina (Neschamah)
ist der wahre Mensch; in ihr beruht das
Bewusstsein seiner wahren Individualität,
die wohl von seiner irdischen und ver-
änderlichen Persönlichkeit zu unterscheiden
ist. Diese himmlische Seele ist der An-
ziehung der magnetischen Sphäre der
|