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Soffiten, d. h. fest installierte Lichtkörper,
welche die gemalten Decorationen zu er-
hellen haben, und welche von den Coulissen
und vom Bühnenboden aus durch die dem
gleichen Zwecke dienenden, etwas be-
weglicheren Rampenlicher unterstützt
werden; 2. die eigentliche »Rampe«, diese
merkwürdige Missgeburt unserer Theater,
der es obliegt, die Decorationen und die
Darsteller von vorne und von unten zu
beleuchten; 3. die vollkommen bewegbaren
Apparate, mittels derer man Strahlen in
bestimmter Richtung oder verschieden-
artige Projectionen erzielt; 4. endlich die
Transparent-Beleuchtung, d. h. derjenige
Theil der Beleuchtung, der gewisse durch-
sichtige Partien der Decorationen zur
Geltung bringt, indem das Licht von
rückwärts auf die Leinwand fällt.
Dass diese verschiedenen Beleuchtungs-
quellen harmonisch zusammenwirken, ist
offenbar sehr schwierig, so schwierig, dass
es einfach unmöglich ist. Unsere Auf-
führungen legen beredtes Zeugnis dafür
ab. Es sind viel zu viele einander wider-
sprechende Elemente vorhanden, um jemals
irgendwelche Einheitlichkeit erlangen zu
können. Man hat auch schon darauf ver-
zichtet und die Thätigkeit des mächtigsten
Hebels scenischer Ausdrucksfähigkeit un-
barmherzig zersplittert.
Wie aber auch ein der Erhellung
senkrechter Leinwandflächen bestimmtes
Licht, das dennoch die zwischen denselben
vertheilten plastischen Gegenstände trifft,
mit jenem anderen Lichte in Einklang
bringen, welches eben jenen plastischen
Gegenständen zugedacht, nichtsdesto-
weniger auf die senkrechten Flächen fällt?
Bei einem solchen Stande der Dinge
wäre es lächerlich, von der Beschaffenheit
der Schatten sprechen zu wollen. Und
doch gibt es keine Plastik ohne Schatten,
gleichviel, ob belebter oder unbelebter
Gegenstände. Wo kein Schatten ist, da
ist auch kein Licht. Denn Licht heißt
nicht die »Möglickeit zu sehen«, ebenso-
wenig wie Musik mit Schall gleich-
bedeutend ist. Für die Eulen wird z. B.
die Dunkelheit der Nacht zum hellen
Tage. Die Möglichkeit, zu sehen, ist etwas,
das einzig uns angeht, das Publicum. Von
dieser (größeren oder geringeren) »Hellig-
keit« unterscheidet sich das »Licht« durch
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seine Gestaltungskraft und Ausdrucks-
fähigkeit. Fehlt das Licht, so fehlt der
Ausdruck, und dies ist der Fall auf unseren
Bühnen: die Möglichkeit, zu sehen, ist ge-
boten, aber — ohne Licht. Aus diesem
Grunde ist dort eine Decoration nur
während der Abwesenheit des Darstellers
ausdrucksvoll. Denn das fictive, auf die
Leinwand gemalte Licht entspricht den
gleichermaßen darauf gemalten, auch fic-
tiven Schatten. Aber kein fictives Licht
der Welt vermag den Darsteller, der ein
lebendiger, plastischer Körper ist, zu er-
hellen. Will man auf unseren Bühnen
Licht haben, so muss entweder auf den
Darsteller oder auf die Malereien ver-
zichtet werden; opfert man den ersteren,
so hebt man das Drama auf und verfällt
in das Diorama; also ist es die
Malerei, die man opfern muss.
Da das verwickelte Beleuchtungs-
material unserer Bühnen nicht imstande
ist, Licht zu schaffen, so ist es auch
ganz überflüssig, auf seine Thätigkeit
näher einzugehen. Doch kann dieses Be-
leuchtungsmaterial als solches, ganz ab-
gesehen von seiner bisherigen Verwendung,
in Betracht gezogen werden; wir haben
keinen Grund, es zu verwerfen; denn hat
es auch bisher seine Thätigkeit im Dienste
kunstwidriger Absichten entfaltet, so kann
uns doch die gewonnene technische Er-
fahrung von großem Nutzen sein.
Vor allem müssen wir untersuchen, in
welche Kategorie jeder einzelne Be-
leuchtungsapparat eingereiht werden kann,
d. h. ob er zu den »Helligkeit« oder zu
den gestaltendes Licht erzeugenden
Apparaten gehört. Soweit man es im
voraus zu beurtheilen vermag, wird es
den unbeweglichsten und das Licht am
gleichmäßigsten ausströmenden Apparaten
obliegen, die allgemeine Helligkeit zu
schaffen: also den Soffiten, den beweg-
lichen Rampenlichtern und — wenn auch
freilich nur in sehr beschränktem Maße
— der Prosceniumsrampe. Ohne Zweifel
wird, sobald die Decoration nicht mehr
in einem parallelen Hintereinanderreihen
bemalter Leinwandflächen besteht, die Art
der Verwendung aller jener Beleuchtungs-
apparate eine von der jetzigen sehr ver-
schiedene sein; das Princip ihrer Con-
structionen aber kann keinen großen Ver-
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